Ich hatte einen Traum
SACHBÜCHER
Informationen: , 22 €
Verlag: Berenberg
Rezension
Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskarawane aus Honduras Richtung US-Grenze liest sich dieses Buch wie ein Vorbote. Der Mexikaner Juan Pablo Villalobos gibt den jugendlichen Grenzgängern in Amerika eine Stimme. Er führte mit zehn minderjährigen Geflüchteten im Juni 2016 Interviews und verwandelte diese zum Schutz ihrer Anonymität in narrative Texte. Atemlos folgt man diesen Stimmen, die von den "Kühlschränken", den Auffanglagern an der US-Grenze, erzählen. Ein Junge, der mit seinem zehnjährigen Bruder vor den Banden in El Salvador fliehen musste, erzählt von den Schleuserrouten: in Gepäckräumen von Bussen, die Überquerung von Flüssen voller Krokodile, die Fahrt in einem Möbel-LKW, in dem über 150 Menschen kaum mehr atmen konnten. Ein schwuler Junge flieht vor Diskriminierung, ein junges Mädchen vor ihren Peinigern nach einer brutalen Gruppenvergewaltigung. Sie alle wollen in die Kühlschränke, denn diese sind das Tor zu ihrem Traum von einem besseren Leben - bei ihren Müttern und Verwandten, die bereits in den USA leben. Im Epilog liefert der Journalist Alberto Arce dazu die grausamen Fakten aus den von Bandenstrukturen beherrschten Heimatländern dieser Kinder, in denen die höchsten Mordraten weltweit für einen Exodus sorgen, der gerade erst beginnt.
(ts)