Polinas Tagebuch
SACHBÜCHER
Informationen: , 22.95 €
Verlag: Rowohlt Berlin
Rezension
Wenn man nur das Leben im Frieden kennt, ist es unvorstellbar, wie Menschen dort leben, wo Krieg herrscht. Und doch leben sie, irgendwie. Ein besonders berührendes Zeugnis eines solchen jahrelangen Überlebens ist nun in deutscher Übersetzung erschienen: das Tagebuch der Polina Scherebzowa, das sie führte, seit sie neun Jahre alt war. Sie wuchs in Grosny, der Hauptstadt Tschetscheniens auf, als einziges Kind einer alleinerziehenden Mutter, einer Russin. Ihren tschetschenischen Vater hat sie nie kennengelernt. Polinas Familie ist künstlerisch veranlagt und bildungsbewusst, das Mädchen früh interessiert an Literatur und Philosophie. Sie schreibt Gedichte und hält Alltagserlebnisse in ihrem Tagebuch fest. Zu diesem Alltag gehört eben auch der Krieg. Im ersten Tschetschenienkrieg stirbt Polinas Großvater. Ihre Mutter ist oft überfordert, manchmal gewalttätig. In der Schule lernt Polina, sich zu prügeln, denn als "Russin" wird sie von Mitschülern und Lehrern gemobbt. Im zweiten Tschetschenienkrieg wird Polina Opfer eines Granatenangriffs und muss monatelang mit Splittern im Bein leben. Die Wohnung wird geplündert, es geht nur noch ums nackte Überleben. Die Lektüre ist oft beklemmend, doch in ihrer Lakonie und ihrer jugendlichen Ernsthaftigkeit gleichzeitig poetisch mitreißend.
(kgr)Kurzbeschreibung
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