Reise ohne Landkarten
SACHBÜCHER
Informationen: , 22 €
Verlag: Liebeskind
Rezension
Als der englische Schriftsteller Graham Greene Anfang 1935 in Freetown landet, zeigen sich die Amtsträger so verdächtig hilfsbereit, dass er beschließt, die vom Innenminister vorgeschlagene Route durch Liberia zu meiden. Erleichtert wird ihm dies, weil er lediglich zwei Landkarten der Republik auftreiben kann. Eine zeigt einen weißen Fleck, auf dem gepunktete Linien den vermutlichen Lauf einiger Flüsse darstellen - wie sich später herausstellt allerdings so falsch wie die Ortsnamen. Die andere Karte hat den Fleck um den fett gedruckten Hinweis "Kannibalen" bereichert. Immerhin weiß Greene aus dem Blaubuch der britischen Regierung, dass dort Massaker an Dorfbewohnern an der Tagesordnung sind und Krankheiten wie Elefantiasis, Lepra, Frambösie, Malaria ebenfalls. Immerhin böten Holz- und Wellblechhütten "geeignete Zufluchten" vor der "wimmelnden" Rattenpopulation. Man kann es deshalb nur als Wunder bezeichnen, dass Greene dieses Buch überhaupt hat schreiben können. Ohne dieses Meisterstück an ironisch-komischem britischem Understatement aber wäre die Reiseliteratur ärmer. Mit Michael Kleebergs gelungener Übersetzung des im Original 1936 erschienenen Buchs beweist der Liebeskind Verlag wieder einmal seinen Sinn für verborgene literarische Schätze.
(ub)Kurzbeschreibung
Jetzt direkt kaufen bei:
