Rezension
Erotik - das bedeutet seit jeher Geheimnis, Verschleierung, das Spiel mit lustvollen Gedanken. Und heute? Wer den schnellen Autosex sucht, der "tindert". Darüber hinaus sind nackte Körper als billige Fleischwaren überall im Netz erhältlich. Passé sind also die Zeiten des unerfüllten Reizes, wie uns Nora Bossong in ihren literarischen Streifzügen durch das titelgebende "Rotlicht"(-milieu) vor Augen führt.
Auf der Venus-Messe in Berlin fotografiert die sexgeile Meute die Genitalien einer sich mit einem Dildo auf der Bühne befriedigenden Pornodarstellerin, in einem Sexkino masturbieren die Männer in vermeintlicher Ungestörtheit und in einem Swingerclub wird Nudelsalat zu laszivem Pärchen-Gefummel feilgeboten.
Versetzt mit essayistischen Gedankenaperçus erweisen sich die einzelnen Episoden als durchaus geistreich und anregend. Jedoch verfällt das Buch genau in jenen Voyeurismus, den die Autorin mit allzu erwartbar feministischer Grundhaltung zu kritisieren bemüht ist. Am Ende gilt wohl für die Vermarktung: Sex sells, immer und mit hohem Erfolg! Für herausragende Literatur darf und muss man aber mehr erwarten.