Totenvogel
SACHBÜCHER
Informationen: , 22 €
Verlag: Friedenauer Presse
Rezension
"Von Zigeunern kein Wort", schreibt ?Dbicki, als es zu Kriegszeiten darum geht, zu erfahren, wer überlebt hat und wer nicht. Als Angehöriger der Polska Roma beschreibt er nun in seinen Erinnerungen, wie es den Seinen vor und während des Zweiten Weltkriegs ergangen ist. Mit seiner Familie verbringt er viele Monate in den Wäldern, stets auf der Flucht vor faschistischen Banden und Treibjagden der Deutschen. Die Arten, wie verschiedene Gruppen in unmittelbarer Nähe morden, könnten barbarischer kaum sein. Auch Nahrungsmangel zehrt an den Kräften; gekocht werden muss selbst mit Ameisensäure und Sumpfwasser. Ein immenser Kontrast zu den friedlichen Jahren auf Wanderschaft, die Dbicki zu Beginn skizziert. Doch auch in größter Not achtet die Familie ihre Bräuche, trägt etwa keine Kleider von Toten, an denen sie immer öfter vorbeikommt. Dbicki beschreibt ein Aushalten unerträglicher Umstände. Seine Schilderungen sind einfach gehalten, es wiederholen sich Absätze über das Auskundschaften der Umgebung eines neuen Verstecks, das Innehalten bei dem leisesten Geräusch und die Angst von Mutter und Kindern, die häufig allein im Versteck ausharren. Anhand der Vielzahl dieser Passagen lässt sich ausmalen, wie viel Kraft die immerwährende Angst gekostet haben muss.
(mel)