Rezension
Das Thema "Zeit" in rund 270 Seiten unterzubringen, und dabei weder allgemein noch einseitig zu wirken, ist eine publizistische Glanzleistung. Rüdiger ?Safranski erfindet zwar die Metaphysik nicht neu, liefert jedoch ein beeindruckendes Panorama des Denkens über die Zeit. Er bedient sich dabei der Philosophie, der Literatur und der Naturwissenschaften, erwähnt antike Mythen, Goethes "Faust" sowie die Erfahrungen des Alltags. Nichts fehlt - auch nicht die Kritik an den bedenklichen Entwicklungen der Moderne. Er thematisiert sowohl die Langeweile, die uns in öden Einkaufspassagen beschleichen kann, als auch die Beschleunigung in der Arbeits- und Finanzwelt. Dass Safranski für das Ganze keine 1000 Seiten braucht, liegt vermutlich an einer dichten Sprache, die ohne Ausschweifungen und unnötige Adjektive und Konzepte auskommt. Dank eines verständlichen, bisweilen poetischen Stils kann der ungeübte Philosophie-Anfänger ganz gut die Zusammenhänge zwischen "Eigenzeit", "Weltzeit", "Lebenszeit" und "Weltraumzeit" mitverfolgen. Safranski nimmt den Leser an die Hand, führt ihn durch eine komplexe Thematik und bringt so das Kunststück fertig, jede Scheu vor großen Theorien zu nehmen, ohne zu simpel zu werden. Das wünscht man sich von jedem philosophischen Buch.
(clt)Kurzbeschreibung
Jetzt direkt kaufen bei:
