Esthers Tagebücher – Mein Leben als Dreizehnjährige
SPEZIAL
Informationen: , 20 €
Verlag: Reprodukt
Rezension
„Mein Leben als Dreizehnjährige“ ist der vierte Band eines ganz besonderen Projekts, das auf zehn Jahre angelegt ist: Seit ihrem zehnten Lebensjahr lässt sich Riad Sattouf von Esther, der Tochter eines Freundes, aus ihrem Leben erzählen. Aus ihren Geschichten macht er kurze Comics, die wöchentlich im Nachrichtenmagazin „L’Obs“ erscheinen. Esthers Perspektive ist differenziert und interessant und für Erwachsene oft unbequem – die Direktheit etwa, mit der sie sich fragt, warum man dem Rapper XXXTentacion seine Gewalttaten vergibt: „Wegen seiner Schönheit vielleicht?“ Esthers Erfahrungen sind zugleich spezifisch und universell. Man erkennt sie wieder, die Angst vor der ersten Zahnspange und den Ärger, wenn man auf der Straße von erwachsenen Männern angegraben wird, die Versuche, sich das Haar so ins Gesicht zu kämmen, dass man die schlimmsten Pickel nicht sieht, und die Jungs, die gleichzeitig irgendwie anziehend, aber auch extrem abstoßend sind. Esther hat einen sardonischen Humor, lacht aber am meisten über sich selbst. Viele der Episoden sind sehr voll und kleinteilig, andere brauchen nur ein einziges Panel. Sattouf – und das ist die große Stärke dieser Reihe – urteilt nicht, er zeichnet auf. So entsteht ein facettenreiches Bild des
Erwachsenwerdens in unserer seltsamen Gegenwart.