American Dirt
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 15 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Lydia und ihr kleiner Sohn Luca sind die einzigen Überlebenden eines Massakers in Acapulco, durchgeführt von einem mexikanischen Drogenkartell, bei dem ihre ganze Familie ums Leben kam. Nur durch Glück konnten sie entkommen. Weil klar ist, dass der Kartellboss sie so lange verfolgen wird, bis auch sie tot sind, machen sich die beiden auf den extrem gefährlichen Weg Richtung Norden, in der Hoffnung, in den USA in Sicherheit zu sein. Roman und Autorin wurden kulturelle Aneignung und Übergriffigkeit vorgeworfen. Darf eine US-Amerikanerin aus Sicht einer Latina schreiben? Natürlich darf jede Autorin, jeder Autor jede nur denkbare Perspektive einnehmen, das gehört zum Wesen von Literatur. Dennoch bleibt beim Lesen ein ungutes Gefühl zurück. Auch wenn die Autorin durch ihr Nachwort belegt, dass sie sich der Problematik bewusst ist, macht sie doch das, was sie vermeiden möchte: Ihr Roman will über die Situation der Migranten aufklären und ist gut gemeint – aber das ist bekanntlich nicht zwingend gut. Klischeehafte Verkürzungen und die vergebliche Beschwörung von Authentizität tun ein Übriges. Die Geschichte an sich ist sehr spannend, gut geplottet, durchaus bewegend und berührend – aber das reicht nicht, um aus selbstvergewisserndem Mitleid eine überzeugende (Erzähl-)Haltung zu erschaffen.
(kgr)