Wie weit geht man, wenn die eigene Familie von einem Stalker terrorisiert wird? Der waffenvernarrte Vater des Berliner Architekten Randolph Tiefenthaler jedenfalls erschießt Dieter Tiberius. Der Nachbar hatte ein Dreivierteljahr lang Randolphs Ehefrau nachgestellt, verleumderische Briefe geschrieben und die Tiefenthalers sogar wegen des angeblichen sexuellen Missbrauchs ihrer beiden Kinder angezeigt. Kurbjuweits Ich-Erzähler und Pazifist Randolph holt bis in die eigene Kindheit aus, um seine tiefsten Ängste zu beschreiben und Gründe für die Selbstjustiz zu suchen. Kurbjuweit erzählt mit leiser Spannung vom Lebensweg eines heutigen Mittvierzigers in Deutschland.
(ole)
Das saturierte Leben von Randolph Tiefenthaler scheint mit dem Kauf der schönen Berliner Altbauwohnung seine Erfüllung zu finden. Der Architekt und seine Familie ahnen nichts Böses, als der schrullige Herr Tiberius ihnen Kuchen vor die Tür stellt. Doch bald wird der Nachbar aus dem Souterrain unheimlich. Er beobachtet Tiefenthalers Frau, schreibt erst verliebte, dann verleumderische Briefe, erstattet sogar Anzeige. Die Ehe stürzt in eine Krise, das bloße Dasein des Nachbarn vergiftet den Alltag. Tiefenthaler vertraut lange auf den Rechtsstaat, der aber zeigt sich hilflos gegenüber dem Stalker. Die zerstörte Sicherheit erschüttert Tiefenthaler im Innersten. Denn er kennt die Angst schon lange. Sein eigener Vater ist ein Waffennarr, als Kind musste Randolph schießen lernen und fürchtete stets das Schlimmste. Vater und Sohn sind sich seit Jahren fremd – doch nun bringt die unerträgliche Situation Randolph auf einen entsetzlichen Gedanken ...
Dirk Kurbjuweit schildert mit beklemmender Spannung, wie Ohnmacht eine Familie zur Selbstjustiz treibt. «Angst» ist das Psychogramm einer Gewalttat, die Geschichte einer extremen, in ihrer Sprachlosigkeit berührenden Vater-Sohn-Beziehung – und ein erzählerisches Experiment, das die dünne Haut unserer bürgerlichen Zivilisation auf die Zerreißprobe stellt.
Stimmen zum Buch:
Der Feind im eigenen Haus: Dirk Kurbjuweit hat einen Psychothriller geschrieben ... spannend, effektvoll retardierend und unglaublich beklemmend. (Die Welt)