Aufzeichnungen eines Serienmörders
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 20 €
Verlag: Cass
Rezension
Dass der an Alzheimer erkrankte Serienmörder Byongsu Kim zufällig seinesgleichen, einen Psychopathen und unentdeckten Mörder, erkennt und ihn töten möchte, bevor diesem seine eigene Tochter zum Opfer fallen könnte, klingt wie ein schlechter Action-Plot. Doch weit gefehlt. Das schmale Büchlein enthält knappe, teils poetische Tagebuchaufzeichnungen eines alten Mannes, der verzweifelt versucht, seine Erinnerungen festzuhalten. Die zunehmende Demenz bringt ihn in Rage, regt ihn aber auch zum Nachdenken über Identität an. Kim berichtet von einer Zeit, in der er Gedichte schrieb oder seinen Vater tötete, philosophiert über die Gegenwart und Vergangenheit Koreas oder ob es Zukunft ohne Gedächtnis gibt – und nebenbei erfährt der Leser den grausigen Grund, warum man in einem Bambushain nicht rennen darf. Besessen von der Idee eines vermeintlichen Seelenverwandten sucht der Alte den Widerhall eines Ichs, das ihm zu entgleiten droht und auch der Leser muss sich fragen, welche Wirklichkeit gebannt werden soll, Erinnerung oder Einbildung. Es ist dem auf asiatische Literatur spezialisierten Cass Verlag zu verdanken, dass dieses spannende und überraschende Kleinod auf Deutsch erschienen ist.
(md)