Der die Träume hört
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 18 €
Verlag: Edition Nautilus
Rezension
Harter Stoff. Und zwar sowohl der Gegenstand des Romans als auch die Schreibweise des Autors. Drogen, Rapmusik, Kiezsprache?… Wer Selim Özdogans ersten Krimi „Der die Träume hört“ liest, lässt sich auf eine Tour de Force durch eine Welt ein, die den meisten Lesern ferner sein dürfte, als alles, was sich in amerikanischen oder schwedischen Krimis so abspielt. So richtig sympathisch sind einem Selim Özdogans Figuren nicht, dafür lassen sie bisweilen einen tiefen Blick hinter die Fassade des harten, coolen Typen zu, allerdings immer nur für einen Moment, bis sich der Riss in der Fassade wieder schließt. Der Ermittler Nizar Benali hat es scheinbar geschafft, dem Milieu zu entkommen und eine fast schon bürgerliche Existenz aufzubauen, doch eine anfangs unverfängliche Ermittlung und die Begegnung mit dem Sohn, von dem er nichts wusste, zieht ihn zurück in die Abgründe mit den Dämonen der Vergangenheit. Dabei geben die Beats der unablässig erwähnten Rap-Stücke das Erzähltempo weitestgehend vor und erzeugen damit auch einen gewissen Sog, dem man sich nicht entziehen kann, wenn man sich erst mal auf diese Erzählweise eingelassen hat. Das ist durchaus Geschmackssache und nicht unbedingt massenkompatibel, aber das will Özdogans Buch in seiner Radikalität wohl auch gar nicht sein.
Kein Krimi für jedermann. Wer es rotzig und mit Kiez-Geruch mag, kommt hier
allerdings voll auf seine Kosten.