Der Eismann
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Blanvalet
Rezension
Warum? Immer eine gute Frage, besonders, wenn es um Motive für merkwürdige Morde geht. Ob der zu Tode unterkühlte Rentner in der Datsche in Lichtenberg oder die aus ihrem Altbaufenster gefallene Opernsängerin: Warum? Das fragt sich Hauptkommissar Bruno Kahn in einem eiskalten Berliner Winter. Was verbindet beide Fälle? Zunächst der Kommissar selbst, Protagonist im Debüt der deutschen Journalistin, Politologin und Kunsthistorikerin Silja Ukena, Jahrgang 1975. Vom Leben frustriert ist ihre Schöpfung Bruno Kahn, ein Einzelgänger, der Stadtspaziergänge mag, sich an seine gescheiterte Beziehung erinnert und in Mitte semigentrifiziert unterm Dach haust, zu stoisch oder zu vergesslich, um zu heizen. Bruno Kahn ist nach dem Erfolgsmodell "Skandinavische, leicht depressive Ermittlerfigur mit großer emotionaler Tiefe" entworfen. Das düstere Winterwetter liefert Ukena mit, samt Wind aus Sibirien. So reiht sich also Berlin neben Oslo und Ystad ein. Eingestreuten Straßennamen folgen wir quer durch die Metropole, als würde "Der Eismann" von einem Navi erzählt. Leider fehlen detaillierte Ortsbeschreibungen. Immerhin erschließt sich nach und nach das Warum: Das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit in Lichtenberg schlägt die Krallen weiterhin in seine Opfer.
(jv)