Der Nachbar
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 18 €
Verlag: Tropen
Rezension
Zunächst muss man an Watzlawicks Geschichte mit dem Hammer denken, den der Nachbar ganz sicher nicht herausrücken will. Denn es scheint doch etwas übertrieben, wie sehr sich der Biologielehrer in die Lärmbelästigung versteift, der er sich ausgesetzt fühlt. Wie er seine Ehe gefährdet. Doch schon nach kurzer Zeit bekommt Melos Kurzroman zusätzlich kafkaeske Züge. Kafka hatte in seiner Kurzgeschichte "Der Nachbar" über eine wachsende Paranoia geschrieben, der Nachbar wollte schaden. Und so empfindet es der Protagonist hier ebenfalls, der unter "Senhor Ypsilon" wohnt, wie er beginnt, ihn zu nennen. Der beständige Lärm, wegen dessen Holzsohlen, seines lauten Beischlafs, jeden Ton hört er und es martert ihn. Es beginnt ein Kleinkrieg, und relativ schnell steht der eigentlich unbescholtene Lehrer mit einer Leiche da. In folgerichtiger Logik stellt er fest, dass eine solche loszuwerden, ein ernsthaftes Problem darstellt. Was womöglich albern klingen mag, ist eine hochintelligente, verdichtete Erzählung über die Fähigkeit des Menschen zur Realitätsverzerrung, Pragmatismus, Intervention und Liebe. Es ist eine Geschichte über die tiefsitzende Fähigkeit zum Wahnsinn als Fluchtmittel, aber auch über die brasilianische Gesellschaft, die gesetzliche Willkür, Rassismus und Empathie.
(md)Kurzbeschreibung
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