Für eine kurze Zeit waren wir glücklich
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 22 €
Verlag: Piper
Rezension
Der Erste, den der Tod im Sommer 1961 in New Bremen, Minnesota, holte, war Bobby Cole. Ein liebenswürdiger, kleiner Junge mit dicken Brillengläsern. "Es war ein Sommer, in dem uns der Tod in vielen Gestalten heimsuchte. Als Unfall. Als natürliches Phänomen. Als Selbstmord. Als Mord", erinnert sich Jahrzehnte später der Predigersohn Frank Drum, der dies als 13-Jähriger miterlebt hatte. Anders als in der Krimireihe, mit dem der 1950 in Wyoming geborene William Kent Krueger zum Bestsellerautor wurde, gibt es hier keinen Ex-Sheriff Cork O'Connor, der diese Todesserie aufklären könnte. Das Leben selbst hat seine Karten aufgedeckt und gezeigt, dass Glück nur von kurzer Dauer ist. Das gilt auch für die Familie Drum, die in jenem Jahr schließlich selbst getroffen wurde. Dass Franks Vater am Ende dennoch sagen kann, er habe ein gutes Leben gehabt, verdankt sich jener tief verwurzelten amerikanischen Religiosität, auf die der Originaltitel "Ordinary Grace" anspielt. Krueger kehrt dem gewöhnlichen Krimi hier den Rücken und wendet sich denjenigen zu, die nach einem Verlust mit dem Wissen weiterleben, dass alles, was ihnen lieb und teuer ist, vergehen wird und es doch einmal ein Glück gegeben hat.
(ub)