Geblendet
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 22 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
Seit ihrer Erblindung ist die Elitepolizistin Jenny Aaron ein Paradebeispiel der gehandicapten Thriller-Heldin, sie hat ihr Gehör so verfeinert, dass ihre Schüsse und Karatehiebe quasi unfehlbar sind. Eine neue Therapie verspricht, ihr das Augenlicht zurückzugeben. Doch wie soll sie die nötige Ruhe finden, während ihre Abteilung vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte steht und Jenny dabei auf eine ebenbürtige Gegnerin trifft? Natürlich verhält sie sich so, wie man es in diesem Genre erwartet, und so schlagen subtil gemeinte Ansätze bald in grobschlächtige Effekte um. Wenn die fleischgewordene Männerfantasie Jenny das Sprachzentrum eines Bösewichts durch einen Fingerstich unter dessen Kinn lähmt, dann erinnert das an jene Zeiten, in der man asiatischen Kampftechniken noch wahre Wunder zutraute. Überhaupt wirkt das Buch seltsam rückwärtsgewandt, so als solle der internationale Thriller am deutschen Wesen genesen. Der Tonfall klingt oft nach Kameradschaftsabend, aber die Lust an der blutigen Eskalation wird bevorzugt bei Auslandseinsätzen ausgelebt. Und wenn eine leitende Beamtin mit türkischem Migrationshintergrund ihre Sekretärin Astrid Helm leutselig „Helmchen“ nennt, dann fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt, als der Fernseh-Kommissar Erik Ohde von Käthe Rehbein umsorgt wurde.
Im dritten Band um Aaron wird die blinde Elitepolizistin vor die schwerste Entscheidung ihres Lebens gestellt.