Kaltenbruch
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Knaur
Rezension
Frühsommer 1954. Wegen einer Bemerkung über die Nazi-Vergangenheit seines Vorgesetzten wurde Kriminalkommissar Hoffmann in die rheinische Provinz strafversetzt. Als nun im abgelegenen Dörfchen Kaltenbruch ein Mord begangen wird, beginnt er, missmutig zu ermitteln, an seiner Seite seine lebenslustige und selbstbewusste Sekretärin Lisbeth Pfau. Der Mord steht in diesem historischen Kriminalroman nicht im Vordergrund. Zwar bringt er die Handlung voran, doch wesentlich wichtiger ist die Atmosphäre der 1950er-Jahre, die die Autorin gekonnt einfängt. Nur nicht zurückblicken, nur nicht die Vergangenheit aufwühlen und nur nicht gegen Konventionen verstoßen - das prägt das Miteinander. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass der Zweite Weltkrieg erst wenige Jahre vorbei ist. Die physischen wie psychischen Wunden des Krieges sind weder verheilt noch vergessen. Unter der Oberfläche der Wohlanständigkeit brodeln alte Vorurteile und unterdrückte Aggressionen, Unausgesprochenes vergiftet das Zusammenleben. Jeder ist geprägt von Traumata. Dass dies nicht ausufert, dass die Figuren lebendig und glaubwürdig bleiben, gehört zu den großen Stärken des Romans, der zudem mit starken Frauenfiguren punktet. Da hätte es den etwas aufgesetzten Mordfall gar nicht gebraucht.
(kr)