Marseille.73
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 23 €
Verlag: Ariadne
Rezension
1973 wurde Marseille von einer rassistisch motivierten Mordserie an Algeriern erschüttert, doch kaum einer der Täter verhaftet. Dominique Manotti gelingt es, in verknappter, präziser Sprache mit stets wechselnden Perspektiven, die damalige, komplexe Gemengelage aufzuzeigen: verfeindete Interessen- und Volksgemeinschaften, Gekungel, eine Verschwörung und Vertuschung im Polizeiapparat, willfährige Justiz und in den Medien hält man den Mächtigen die Steigbügel. Manottis kantiger, korrekter Commissaire
Théodore Daquin ist als Pariser und Schwuler in Marseille unerwünscht, und ermittelt mit seiner Truppe im Klima schwelender Konflikte aus der Kolonialzeit, bedrohter Linksaktivisten und gravierendem Rassismus, während man versucht, ihm Steine in den Weg zu legen. Es empfiehlt sich, vor der Lektüre, das umfangreiche Glossar zu lesen und die ersten 100 Seiten Namen und Abkürzungen gelassen zu nehmen, die Spannung kommt später, ebenso wie die Hochachtung vor dieser beachtlichen, literarischen Analyse eines Terrorjahres. Mit Blick auf die Banlieues Marseilles und der aktuellen Terroranschläge in Frankreich drängt sich der Gedanke auf, dass sich seitdem wenig geändert hat.