Wölfe der Nacht

Um es gleich vorwegzusagen: Dieses Buch ist kein Kriminalroman. Es gibt keinen Detektiv, keinen Polizisten oder sonstigen Ermittler, und lange Zeit passiert auch kein Verbrechen. Dennoch ist "Wölfe der Nacht" spannend wie ein Thriller: Justin Caves ist Englischlehrer in einer Kleinstadt in Oregon und in den Augen seiner Frau Karen nicht männlich genug. Er repariert keine tropfenden Wasserhähne, mag weder Sport noch das Grillen von Steaks. Auch sein zwölfjähriger Sohn Graham liest lieber, als Fröschen die Beine auszureißen oder was "echte Jungs" angeblich so tun. Großvater Paul dagegen ist ein echter Haudegen, und er findet, es sei an der Zeit, einen Mann aus Graham zu machen. Also schenkt er dem Jungen ein Gewehr und unternimmt mit Sohn und Enkel einen Jagdausflug in die Wildnis von Oregon, wo eine Klapperschlange, unheimliche Felszeichnungen und ein Bär die Männer auf die Probe stellen. Während ihrer Abwesenheit gerät Karen in Gefahr. Ein psychisch gestörter Irakkriegsveteran, der nachts in Tierfelle gekleidet durch die Gegend streift, hat es auf sie abgesehen. Aber nicht nur er ist ein "Wolf der Nacht", sondern letztlich alle männlichen Figuren in Percys großartigem Debüt, der das nicht in Klischees abdriftet: Die Männer sind sehr unterschiedlich und vor allem sehr menschlich gezeichnet.

(uk)

Eine neue starke Stimme aus Amerika. Selbst in der Wildnis von Oregon haben es echte Männer heutzutage schwer. Freizeitparks verschönern die Gegend, das Jäger-Handwerk ist aus der Mode. Paul will sich damit nicht abfinden. Männer müssen Kerle sein, und so will er, als sein Enkel Graham alt genug ist, mit ihm und dessen Vater losziehen und ihm das Jagen beibringen. Doch die Natur überlässt den modernen Zeiten ihr Terrain nicht kampflos. Und die grausamste Wildnis lauert im Menschen selbst. Justins Frau Karen war von Anfang an gegen diesen Ausflug. Aber am Ende hat sie nachgegeben – vielleicht bringen ihr die Tage alleine auch Klarheit über die Zukunft ihrer angeschlagenen Ehe. Sie ahnt nicht, dass nicht ihr Mann und ihr Sohn, sondern sie selbst in höchster Gefahr schwebt. Denn Brian, der nette Schlüsseldienstbetreiber, ist nur körperlich gesund aus dem Irakkrieg wiedergekehrt. Nachts streift er in Tierfellen durch die Wälder. An Karen hatte er schon immer einen Narren gefressen. Und jetzt, während Karens Mann mit Vater und Sohn am Lagerfeuer sitzt und Gruselgeschichten erzählt, während die Wildnis für sie von Tag zu Tag unwirtlicher wird, während sich unheimliche Vorkommnisse und Unfälle häufen und sie menschliche Skelette und Raubtierspuren fi nden – jetzt sieht Brian seine Chance gekommen. Die Wildnis soll gerodet werden. Aber in Benjamin Percys hochspannendem Debütroman schlägt sie grausam zurück.