Unvollständige Erinnerungen
BIOGRAFIEN
Gelesen von Inge Jens
Informationen: gekürzte Lesung, 273 Minuten, 4 CDs, 24.95 €
Verlag: Audiobuch
Rezension
Tastend nähert sich Inge Jens ihren Lebenserinnerungen. Zu hören ist eine Stimme, die sich ihre Spur durch Vergangenes bahnt, keine allwissende Chronistin. Für die Hörbuchversion gilt das im doppelten Sinne: Inge Jens liest ihre Autobiografie selbst – mit der ihr eigenen Sprachmelodie, mit kleinen Versprechern. Das macht die Audiofassung authentisch.
Wenn Inge Jens aus ihrem Leben erzählt, geschieht dies stets kritisch hinterfragend. Denn wer weiß besser um die Brüchigkeit von Erinnertem als die Literaturwissenschaftlerin Inge Jens, die zahlreiche Briefsammlungen und Tagebücher edierte? Inge Jens gibt Einblicke in die junge deutsche Geschichte und ihr persönliches Leben gleichermaßen: Eindrucksvoll kontrastiert sie ihre Kindheitserinnerungen aus der Nazi-Zeit mit den historischen Fakten. Sie erzählt von ihrer Arbeit als Herausgeberin der Tagebücher Thomas Manns, den Anfängen der Gruppe 47 und der Friedensbewegung. Dabei geht es stets um die Perspektive einer Frau, die in den fünfziger und sechziger Jahren Beruf und Familie zu vereinbaren suchte. Besonders berührt das letzte Kapitel, in dem Inge Jens schildert, wie sie die Demenzerkrankung ihres Mannes erlebt, des Schriftstellers Walter Jens.
Schade, dass bei dieser insgesamt gelungenen Produktion ein Booklet vollständig fehlt.