Palast der Miserablen
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Torsten Flassig
Informationen: ungekürzte Lesung, 538 Minuten, 2 CDs, 23 €
Verlag: Hörbuch Hamburg
Rezension
Zwei Stimmen wechseln sich in diesem Hörbuch ab. Die eine klingt jung, verträumt, bisweilen etwas ängstlich, jedoch klar und voller Zuversicht. Die andere erschöpft, desillusioniert, leise. Torsten Flassig liest den neuen Roman von Abbas Khider, und erweckt dessen Protagonisten Shams Hussein in seinem Vortrag zum Leben. Erst als Kind und jungen Mann, der sich Ende der 1980er-Jahre von einem Slum in Bagdad aus in die Welt der Bücher flüchtet und sich dem „Palast der Miserablen“, einem Kreis von Intellektuellen, anschließt. Dann als Gefängnisinsassen, gezeichnet von Folter, Hunger und Krankheit. Khider, der selbst im Irak inhaftiert war, baut seinen autobiografisch geprägten Roman in diesem Wechsel auf, lange weiß man nicht, wieso der Protagonist ins Gefängnis kam. Erst nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen. Flassig setzt das so um, dass man meinen könnte, es wären zwei verschiedene Personen, die da als Shams Hussein sprechen. Das ist eine sehr gute Idee, zeigt es doch eindrucksvoll, wie es einen Menschen verändern kann, wenn ihm über lange Zeit Unmenschliches widerfährt. Kerker wie diesen gibt es an vielen Orten der Welt – mit Insassen wie Shams.
(man)