Viva Polonia

Die gute Nachricht liest Steffen Möller am Anfang: "In 13 Jahren Polen, bin ich nicht einmal bestohlen worden." Gut zu wissen, denn nach soviel historischem Ärger und Groll haben sich beiderseits der Oder zahlreiche Vorurteile in die Hirne der jeweils "unbekannten Nachbarn" gebrannt. Möller lässt daher schon zu Beginn keinen Zweifel an seiner Intention: "Viva Polonia" soll Mauern einreißen und stattdessen Brücken zwischen Deutschland und unserem östlichen Nachbarn bauen. Schließlich gibt es einen guten Grund, warum der 40-Jährige vor 13 Jahren nach Polen ausgewandert ist: "Polen ist das gelobte Land." 
Möller macht aus seiner Lesung eine erkenntnisreiche Kennenlerntour - inklusive Bonus-Track mit Sprachkurs. Doch der Ausflug hat phasenweise die Geschwindigkeit eines Polska-Fiats auf einer Ruckelpiste: Tempo und spritzige Ironie bleiben ein ums andere Mal auf der Strecke. Spröder Wortwitz und die eingestreuten Pointen können den lahm wirkenden Vortrag über leidenschaftliche, anarchische und gastfreundliche Polen kaum beschleunigen. Das ist schade, da Möllers´ Erzählung durchaus zu mehr taugt. 
Doch damit kein Missverständnis aufkommt: "Viva Polonia" ist ein immer erhellendes, kluges und unterhaltsames Hörbuch - im Vortragsstil. Wer spritzigen Humor, gekonnte Tempo-Wechsel oder Satire á la Jaud erwartet, der wird enttäuscht.