Vom Gehen im Eis
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Werner Herzog
Informationen: Lesung, 185 Minuten, 4 CDs, 37 €
Verlag: Winter&Winter
Rezension
Wie würden sie im Winter von München nach Paris reisen? Mit dem Zug? Flugzeug und Auto wären eine Wahl. Manche nehmen sogar ein Taxi nach Paris. Aber zu Fuß? Nie und nimmer! Der Regisseur Werner Herzog sah das 1974 ganz anders. In fester Überzeugung, den Tod der schwer erkrankten Filmkritikerin Lotte Eisner durch die Kraft seines Willens verhindern zu können, marschiert Herzog per Pedes durch die kalte Winterwelt. Mit festen Stiefeln an den Füßen und einem Kompass ging er auf eine 22-tägige Reise Richtung Seine-Metropole. Nebenbei führt er Tagebuch. Buchstaben, Wörter, Sätze, die - so scheint es - jeden Schritt seiner Wanderung dokumentieren. Herzogs eindringliche Sprechweise zeichnet Landschaften, Eindrücke und Gefühle an der Grenze der Belastbarkeit.
Der Hörer spürt die Eindringlichkeit, wenn Herzog Bushaltestellen als Unterschlupf nimmt und sich dennoch der Schnee seinen Weg durch die Kleidung bahnt. Gewöhnungsbedürftig sind die Versuche des Bayern, hochdeutsch zu sprechen Zudem klingt seine Stimme ein wenig blechern. Ob es am gezwungenen Hochdeutsch oder der Aufnahme selbst liegt, ist schwer zu beurteilen. Offen bleibt auch die Frage: Was hat Herzog der Gewaltmarsch außer wunden Füßen und einem (leider zu teuren) guten Hörbuch gebracht? Tatsächlich lebte Lotte Eisner danach noch acht Jahre lang ...