Björn Högsdal, Franz Klug, Patrick Kruse, Gunna Wendt
Benn Now – Morgue & More
GEDICHTE UND BALLADEN
Gelesen von Arne Holst, Friedrich Ani, Vera Borek, Stella Adorf
Informationen: Lesung, 60 Minuten, 1 CDs, 19.8 €
Verlag: assembleART
Rezension
Ein Gedicht, schrieb Gottfried Benn, sei "eine Art Aktion am Sandsack: Einseitig, ergebnislos und ohne Partner". Trotzdem hat er nicht weniger als zwölf Gedichtbände veröffentlicht. Sein erster, "Morgue", in dem er seine Erfahrungen als Assistenzarzt der Pathologie in Berlin-Charlottenburg verarbeitete, brachte ihm seinen Ruf als menschenverachtender Zyniker ein. Der ältere Benn dagegen schlug oft versöhnliche, sogar schwärmerische Töne an. Die Herausgeber von "Benn Now" spielen mit diesen scharfen Gegensätzen.
22 Künstler haben ihre Lieblingsgedichte eingesprochen, sieben Musiker die Lesungen mal sphärisch, mal fast tanzbar umgesetzt. Patrick Kruses rauschhaft-selbstvergessene Interpretation von "Kokain" zum Beispiel könnte man gut an einem Sonntagmorgen um viertel nach sechs in einem Club spielen. Dagegen wirkt "Nike", Ehrfurcht gebietend gelesen von Alix Dudel, sakral. Nicht jede Umsetzung ist gelungen: "Aus Fernen, aus Reichen" versinkt in Geklingel, "Rosen" ebenso. Das Hörbuch als Gesamtwerk stellt Benns ganze lyrische Bandbreite vor.
Und wer war jetzt dieser Benn, der von Körperflüssigkeiten und Schumann-Stücken schreibt, der Frauen verehrt und verachtet? "Man kann sich nicht aussuchen, wer und was man eigentlich ist, man ist alles oder nichts von dem, was man aus sich entwickelt."