Hilfe, die Herdmanns kommen

Wie man einem Klassiker aus dem Jahr 1974 neues Leben einhaucht, beweist dieses flotte Hörspiel des Norddeutschen Rundfunks. Auch wer das Buch und oder die Lesung (mit Manfred Steffen) bereits kennt, dürfte hiermit seine Freude haben. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt übrigens von Nele und Paul Maar. Es geht um die sechs Kinder der Familie Herdmann, denen ein übler Ruf vorauseilt. Flegel, Gauner und Lügner sind nur einige der Attribute, die ihnen im Stadtteil zuteilwerden. Und ausgerechnet beim Krippenspiel reißen sich die Herdmann-Kinder alle Hauptrollen unter den Nagel - obwohl sie davon keinen blassen Schimmer haben. Aber zahlen die Herdmanns überhaupt Kirchensteuer? Immerhin gibt der Pfarrer seinen Segen - schließlich habe Jesus ja einst alle Kinder gemeint, als er sagte "Lasset die Kindlein zu mir kommen …" "Schnauze!", "Halt die Klappe" - ja, es geht in diesem Hörspiel sprachlich auch mal robust zur Sache - vor allem bei den Proben zum Krippenspiel, die von Hans Helge Ott lebendig und ulkig inszeniert wurden. Wie, kein echtes Baby in der Krippe diesmal? Man könnte den vierjährigen Roger klein falten. Oder ein Baby vorm Supermarkt "ausleihen". Und die Quintessenz der Weihnachtsgeschichte? "Jesus wird geboren und fertig." So einfach ist das.

(bär)

Das kann doch nicht gut gehen: Beim Krippenspiel haben die Herdmann-Kinder alle Hauptrollen ergattert. Ausgerechnet die Herdmanns, die doch im ganzen Stadtteil als schlimmste Kinder aller Zeiten gelten. Sie lügen, klauen, rauchen Zigarren und können ein Klassenzimmer mit Hilfe ihrer halb wilden Katze in Rekordzeit leer fegen. Natürlich sind die Proben zum Krippenspiel ein einziges Chaos. Kein Wunder: Von der Weihnachtsgeschichte haben die Herdmanns keinen blassen Schimmer. Alle rechnen mit dem Schlimmsten. Ein Klassiker als ganz neues Hörerlebnis: übermütig, zum Lachen, anrührend.