Krieg und Frieden
SPEZIAL
Gelesen von Volker Brandt, Hans Korte, Heinz Bennent, Willy Birgel
Informationen: Hörspiel, 486 Minuten, 10 CDs, 49.95 €
Verlag: Patmos
Rezension
Tolstois „Krieg und Frieden“ zählt fraglos zu den großen Werken der Weltliteratur – und dennoch dürfte es heutzutage nur wenige Menschen geben, die den über 1500 Seiten umfassenden Roman von Anfang bis Ende durchlesen. Insofern scheint es ein durchaus lobenswertes Unterfangen, diesen „Monumental-Schinken“ auf eine Weise zu bearbeiten, die den Zugang zum Werk auch für breitere Schichten ermöglicht. Gert Westphal hat dies 1965 in einer Hörspieladaption für den WDR versucht, indem er sich auf wenige Handlungsstränge und Personen der Vorlage konzentrierte. Dennoch umfasst die Hörbuch-Fassung nach wie vor stolze zehn CDs – sichtbares Zeichen dafür, dass dem voluminösen Stoff selbst mit rigiden Kürzungen kaum beizukommen ist.
Dieser Eindruck bestätigt sich leider auch inhaltlich. Trotz hochkarätiger Sprecher kommt das Ganze insgesamt arg behäbig und künstlich daher. Die Geräuscheffekte und Musiken ändern nichts daran, dass es sich letztlich um kaum mehr als eine inszenierte Lesung handelt. Störend wirkt vor allem, dass der Erzähler akustisch stets im selben Raum agiert wie die eigentlichen Hauptpersonen. Dadurch ist die sterile Studioatmosphäre immer gegenwärtig. Von einem ausschweifend angelegten Sound-Opus kann keine Rede sein. Fazit: Für moderne Ohren klingt das alles insgesamt viel zu verstaubt. Schade.
(cb)