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Botschaften aus Babel: Ina Pfitzner (ipf)

Übersetzer im O-Ton (Teil 2)

Der zweite Teil unserer nichtrepräsentativen Umfrage unter Übersetzern. Nach den ideellen, künstlerischen Fragen geht es hier um Wünsche, Träume, zaghafte Forderungen und ums schnöde Geld.

Auf meinen Fragebogen haben acht Frauen und neun Männer geantwortet, Deutsche, Schweizer, aus den USA und Großbritannien. Die meisten übersetzen aus dem Englischen ins Deutsche oder umgekehrt, zwei aus dem Französischen bzw. Spanischen, einige aus mehreren Sprachen; einer mehr Theater, manche nur Belletristik, andere auch Sachbuch. Lieblingsübersetzungsfehler nannte übrigens fast keiner, einer schrieb: „Übersetzungsfehler? Ich mache keine!“ Die übrigen Antworten zitiere ich hier originalgetreu.

Was der Leser wissen sollte:
„‚Die Autorin hat einen tollen Schreibstil.‘ – In dieses Kompliment sollte der/die Übersetzer/in mit einbezogen werden!“
„Übersetzen ≠ Malen nach Zahlen.“
„Dass es viel Arbeit ist.“
„Andersrum: Wenn die Leser wüssten, wie wir bezahlt werden, hätten sie keine Lust mehr, Übersetzungen zu lesen.“
„Dass auf eine verunglückte Formulierung tausend geglückte kommen. Dass fast jeder Satz auf viele verschiedene Weisen übersetzt werden könnte, die alle zutreffen.“
„Manche Leser wissen nicht mal, dass ein Buch übersetzt wurde und nicht im Original auf Deutsch erschienen ist.“
„Wie anders der Text in einer Sprache unweigerlich wird. Daran musste ich mich ganz schön gewöhnen.“
„Stichwort: Wirkungsäquivalenz!“
„Wir möchten davon die monatlichen Rechnungen bezahlen können!“
„Schlimm genug, dass er schon so viel darüber weiß, was er nicht wissen sollte. (Okay, ich habe keine Lust, diese immer gleichen zweieinhalb Gedanken vom Übersetzer als Schöpfer und Urheber und schlecht bezahlten Schufter im Bergwerk der bösen Verlage zu wiederholen – kennt man alles.)“
„Es gibt keine ,echte‘, keine ,richtige‘. Alles liegt an der Interpretation.“
„Es dauert ewig, und es ist eine unmögliche Aufgabe.“
„Wie jedes Wort immer wieder umgedreht wird, bis es sich zu den anderen gesellt.“
„The Roads Are Narrow, Spooky, Long, And Truly Endless.“

Wünsche/Träume:
„Aus meiner anderen Fremdsprache übersetzen.“
„Reich und berühmt werden.“
„Bestseller.“
„Mich stärker aufs Übersetzen konzentrieren können. Mehr Belletristik übersetzen. Aber gute ;-).“ „Bisschen mehr Freizeit zum Lesen.“
„Eine stabile Auftragslage (wie banal!).“
„Regelmäßige Arbeit, Übersetzerlohn, der der Arbeit angemessen ist. Letzteres gehört vermutlich eher in den Bereich Träume.“
„So viele Angebote erhalten, dass ich nicht mehr darauf angewiesen bin, selbst überall anzuklopfen, sondern Texte auswählen zu können.“
„Übersetzungen fürs Theater mit Schauspielern überprüfen und weiterentwickeln.“
„Die saarländischen Ausdrücke Dibbelabbes, Batschkapp und Dauerschreiber am Lektorat vorbeizuschmuggeln. Zu einem Drittel erfüllt!“
„Autor und nicht mehr Übersetzer sein.“
„Keine Übersetzungsfehler zu machen.“
„Dass ich Lesern neue Horizonte eröffne und dass ich sogar hin und wieder ein Lob bekomme.“

Honorarverhandlungen:
„Hab ich mich bisher nicht getraut (noch zu grün hinter den Ohren).“
„Ach ja, meistens sinnlos.“
„Meistens weiß man im Voraus, welchen Spielraum man hat, da ist die Solidarität unter Kollegen groß.“
„Honorar‘verhandlungen‘.“
„Fürchterlich. Früher fürchterlicher.“
„Oft schwierig, v. a. bei den Nebenrechtsbeteiligungen.“
„Hab ich bisher meistens vergeigt. Entweder ich mach keine oder ich greife so hoch, dass ich die Auftraggeber verschrecke. Ich sage jetzt immer dazu, dass ich verhandlungsbereit bin.“
„Sind mühselig.“
„Schwierig, aber den Normvertrag habe ich fast immer so oder so ähnlich bekommen. An den Nebenrechten u. a. arbeite ich noch …“
„Seine Grenzen und Wünsche gut kennen.“
„Es wäre gut, einen kompetenten und engagierten Berufsverband im Rücken zu haben. Das ist leider derzeit nicht der Fall.“
„Läuft unterschiedlich, aber meistens habe ich mit Zeitschriften und Verlagen zu tun, die nicht so viel Geld haben.“
„Sind spannend. Mut ist gefragt. Seid stark!“

Lieblingsübersetzungen

Léo Malet: Paris des Verbrechens: Nestor Burmas klassische Fälle. Übersetzt von Hans-Joachim Hartstein. Zweitausendeins, 1181 Seiten, antiquarisch erhältlich

Lew Tolstoi: Anna Karenina. Übersetzt von Rosemarie Tietze. Hanser, 1284 Seiten, 39,90 Euro

Tove Jansson: Tales from Moominvalley. Translated by Thomas Warburton. Square Fish, 192 Seiten, antiquarisch erhältlich

Paul Celan: Glottal Stop: 101 Poems by Paul Celan. Translated by Nikolai Popov and Heather McHugh. Wesleyan University Press, 168 Seiten, 14,99 Euro

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