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Über den gelungenen Einsatz von Bild und Schrift

Kontraste vs. Eintönigkeit

Ob ein Buchcover rein typografisch oder mit Schrift und Bild gestaltet wurde, entscheidet nicht über die Qualität. Grundlegend ist eine identitätsstiftende Idee.

Vom rechten Maß

Und es gibt sie doch, die Covergestaltung, bei der die Elemente Schrift und Bild miteinander harmonieren, einander ergänzen und darüber hinaus mit dem Inhalt korrespondieren – etwa bei Alberto Manguels Alle Menschen lügen.

Beginnen wir mit der Schrift. Als wollte sie den Titel des Buches widerlegen, kommt sie in weiß daher und symbolisiert damit Reinheit, Unschuld und Gewissheit – zentrale Themen des Buches, die eng an die alles bestimmende Suche nach der Wahrheit in Zeiten der Lüge gekoppelt sind. Dieses Sujet findet seinerseits eine Entsprechung in der lebendigen, mit der Hand ausgeführten Typografie, mit der bewusst auf den Einsatz einer digitalisierten Satzhandschrift verzichtet und damit ein Kontrapunkt gesetzt wird.

Gleichzeitig greift auch das Bildmotiv die Ambivalenz der Frage nach der Wahrheit auf: ein junger Mann, der den Betrachter mit verschränkten Armen, aber offenem Blick ansieht. Wer lügt, schaut seinem Gegenüber nicht direkt in die Augen, heißt es. Und wer die Wahrheit sagt, hat nichts zu verbergen – muss also auch die Arme nicht verschränken. Aber gibt es die Wahrheit überhaupt? Die Abbildung des jungen Mannes lässt ausreichend Interpretationsspielraum, um diese große philosophische Frage zu reflektieren. Ihre Wirkung wird noch durch die wie nachkoloriert wirkenden Farben des Covers erhöht. Sie suggerieren Vergangenheit, Rückblick – und genau das erwartet den Leser: ein schwindelnder Blick auf die argentinische Militärjunta.

Dass das Bild nicht in den Anschnitt geht, sondern durch einen weißen Rahmen gehalten wird, steigert die Einzigartigkeit dieser Text-Bild-Komposition zusätzlich, denn auch darin spiegelt sich die Handlung. Erst im Zusammenklang der verschiedenen Stimmen, die sich in dem Buch zu einem Sachverhalt äußern, setzt sich das assoziative Puzzle zusammen, das Manguel als Rahmenhandlung konstruiert hat.

Alberto Manguel: Alle Menschen lügen. S. Fischer Verlag, 240 Seiten, 19,95 Euro

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