Roger Willemsen

Und diese Leidenschaft haben Sie auch als Leser der Hörbucher entwickelt?

Ja. Denn ich bin kein ausgebildeter Vorleser und musste daher einen anderen Mehrwert mitbringen. Mir ist schon klar, dass Otto Sander die bessere Stimme hat. Mit meiner Leidenschaft wollte ich die Glaubwürdigkeit erhöhen, und ich hoffe, dass die Hörer davon mitgenommen werden. 

Dabei hat sicher auch die Erinnerung an Ida geholfen?

Ohne Frage. Was wäre das Ganze ohne Ida?!

Sie sagen, dass es ohne Brehm keinen Grizmek und keinen Sielmann gegeben hätte. Aber wie aktuell ist sein „Tierleben“ heute noch, wo doch die Forschung viel weiter ist?

Es gibt Dinge, bei denen sich Brehm irrt, aber auch Dinge, die nicht überprüfbar sind. So können wir den wahren Charakter der Hyäne kaum verifizieren. Aber trotzdem wundert man sich, wie viel davon heute noch tauglich ist.

Sie schwärmen von seiner saftigen und farbenreichen Leidenschaft. Wie meinen Sie das?

Saftig, weil er an den Zeugungsprozessen, den Balzritualen, an der Ernährung und am Geschmack der Tiere Interesse hat. Welche andere Liebeserklärung an ein Tier endet schon mit der Bemerkung, dass es besonders gut schmeckt, wenn man Kardamom dazu tut? Farbenreich, weil er ein staunenswertes Spektrum an Vokabeln einsetzte. Brehm hat die Sätze so dramatisch angelegt, dass sie sogar einem Regenwurm ins mürbe Erdreich folgen.

Wer soll Ihre Brehm-Hörbucher kaufen?

(er lächelt) Jede lebende Frau, die einen Kanarienvogel hat, möge dieses Buch kaufen. Jeder Mann, der seine Zierfische nur halbherzig liebt, soll gefälligst dieses Hörbuch kaufen. Jeder Lehrer, der die Liebe zum Kosmos an seine Schüler weitergeben muss, kaufe sofort dieses Hörbuch. Redakteure, deren Hemd ein Krokodil ziert, sollen unbedingt dieses Hörbuch kaufen. Die ernste Antwort wäre: Es ist ein Volksbuch. „Brehms Tierleben“ gehört in jeden Bücherschrank, denn es ist eines der Grundbücher unserer Erziehungsgeschichte.