Jump to Navigation

Jürgen Prochnow

Die Begegnung der zweiten Art

Jürgen Prochnow war Herzog Leto von Atreides in David Lynchs legendärer Verfilmung von "Dune - der Wüstenplanet". 25 Jahre später ist Prochnow nun auf den Wüstenplaneten zurückgekehrt, als einer der Sprecher des aktuell erschienen Hörbuchs. hörBücher traf Prochnow bei Aufnahmen in Hamburg.

Herr Prochnow, zurück auf dem Wüstenplaneten - werden da Erinnerungen wach?

Natürlich. Das war eine sehr, sehr intensive und tolle Arbeit mit David Lynch. Das vergisst man nicht. Vielleicht war das die größte Produktion, bei der ich je mitgespielt habe. Wir haben damals in Mexiko gedreht. Alle Kulissen wurden richtig in den Hallen am Drehort gebaut. CGI gab es ja noch nicht (Computer Generated Imagery: 3-D-Computergrafiken in der Filmtechnik). Und David Lynch selbst war ein Künstler, der vieles selbst entworfen hat. Für die Destillanzüge der Fremen sind wir zum Beispiel extra nach London geflogen, um dort ein Bodycast zu machen und uns die Kunststoffanzüge exakt auf unsere Körper anpassen zu lassen. Die Arbeit war einfach phänomenal, das vergesse ich mein Leben lang nicht! 

Wenn Sie nun "Dune" lesen, sehen Sie dann die Bildwelten des Films vor sich?

Ja, zum Beispiel beim Baron Harkonnen, bei dem Leibarzt Dr. Yueh oder dem Mentaten Peter habe ich immer meine Schauspielkollegen von damals vor meinem inneren Auge. Die waren ja wirklich ausgezeichnet besetzt. Wie sie die Rollen gespielt haben, das hat mir auch beim Lesen der Kapitel geholfen. Ich habe versucht, ihre Interpretation mit in meine Lesung einzuarbeiten. 

Welche Figur im Roman finden Sie am spannendsten?

Den Baron Harkonnen, er ist der interessanteste Charakter. 

Hätten Sie ihn gerne selbst im Film gespielt?

Oh nein, ich war sehr froh, die Rolle des Herzog Leto Atreides und damit eines "Guten" zu übernehmen. Sonst spiele ich ja eher den Bösewicht. 

"Dune" ist ein absoluter Klassiker der Science-Fiction-Literatur. Frank Herbert hat es schon 1965 veröffentlicht. Es mischt Zivilisationskritik und philosophische Fragen mit einer spannenden Handlung. Warum halten Sie den Roman auch heute noch für lesens- bzw. hörenswert?

Der Roman ist sehr komplex, eine faszinierende Geschichte. Herbert hat ein grandioses Buch geschrieben. Das sieht man schon daran, wie viele von Herbert geklaut haben (lacht). Ich könnte mir vorstellen, dass es als Hörbuch einen leichteren Zugang bietet als in gedruckter Form. Herbert hat hier eine ganz eigene Welt und Religion mit speziellen Begrifflichkeiten und unzähligen Namen erschaffen. Das ist vielleicht leichter zu hören, als selbst zu lesen. 

Wie stehen Sie grundsätzlich zum Genre "Science Fiction"?

Was Filme angeht, finde ich Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" sehr gut. Auch "Clockwork Orange", das ja in gewisser Hinsicht eine Science-Fiction-Geschichte ist, gefällt mir sehr. Aber "Star Treck" oder "Star Wars" interessieren mich überhaupt nicht. 

"Dune" ist Ihre Premiere auf der Hörbuch-Bühne?

Stimmt, ich habe noch nie vorher ein Hörbuch gemacht. Das war für mich eine völlig neue Erfahrung und ich fand es wahnsinnig schwierig. Man sitzt da tagelang ganz alleine im Studio. Man agiert alleine und hat keine Hilfe durch die Schauspielerkollegen, mit denen man sonst eine Szene spielt. Und dann ist "Dune" vielleicht auch besonders schwieriges Buch. Es verlangt ein gründliche Vorbereitung, man muss für alles eine Interpretation finden. Da setzt man sich nicht einfach hin und legt los - also ich kann das jedenfalls nicht. Hörspiele habe ich früher sehr gerne gemacht. Aber das ist abgerissen seit ich in Amerika lebe. 

Mit den zahlreichen inneren Monologen ist "Dune" sicherlich nicht leicht zu sprechen!

Die inneren Monologe kann man im Prinzip tontechnisch absetzen. Aber natürlich muss man sie auch beim Sprechen hervorheben. Und dann die vielen verschiedenen Figuren und Dialoge. Ich habe mir da bei meinem Bruder Rat geholt, der gerade selbst ein Hörbuch eingelesen hatte, wie man die Figuren sprachlich einfärbt, um sie für den Hörer unterscheidbar zu machen. 

Sie haben auch beim Rilke-Projekt mitgewirkt …

Ja, beim Rilke-Projekt habe ich einige wenige Gedichte von vielen gesprochen. Das ist etwas völlig anderes als die Arbeit an "Dune". Außerdem habe ich in den USA vor etwa drei Jahren einen Text für ein Hörbuch von Mel Brooks' Sohn eingelesen - eigentlich müsste ich mir das mal anhören, das habe ich noch gar nicht gemacht ... 

Hören Sie privat keine Hörbücher?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin eher der Lesetyp. Ich lese sehr, sehr gerne und viel, auch Lyrik. Vielleicht, weil es Teil meines Berufes ist, mich mit Sprache auseinander zu setzen und Sprache wiederzugeben. Aber vielleicht sollte ich auch einmal Hörbücher hören. Ich kann mich erinnern, dass es früher, als ich noch in Deutschland lebte, im Radio Sachen gab, die vorgelesen wurden. Das war wunderbar. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich Texte neu erschließen, wenn man sie vorgelesen hört. 

Werden wir in Zukunft weitere Hörbücher gelesen von Jürgen Prochnow hören?

Ich möchte jedenfalls mal wieder etwas einlesen. Zum Beispiel "Schande" von J.M. Coetzee. Dieser Autor hat mich sehr beeindruckt, so wie mich in jungen Jahren Camus beeindruckt hat. Das Buch ist mir sehr nahe gegangen. Auch "Stadt der Blinden" von José Saramago würde mich sehr interessieren.

Themenwelten

Senioren, Greise, Silver Surfer

Senioren, Greise, Silver Surfer

Alte Menschen in der Literatur

Vom Eise befreit

Vom Eise befreit

Frühlingsliteratur

Über das Denken

Philosophie für Kinder

Von Geburt an Philosophen

Wer sind die anderen?

Afrika

Der so genannte dunkle Kontinent

Familiengeschichten

Vater, Mutter, Kind, Krieg

Familiengeschichten

Wirtschaftskrisenwerke

Wirtschaftskrisenwerke

Über Gier und Risiko