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Tommy Jaud

Wie sieht Ihr Schreiballtag aus?

Ich habe derzeit ein Büro mit drei Kollegen zusammen – die drei sind aber fast nie da, weil sie bei Fernsehproduktionen arbeiten. Prinzipiell habe ich einen „nine to five“-Job. Spätestens um 10 Uhr fange ich an, meistens mit dem Schreiben. Nach drei bis vier Stunden kümmere ich mich nachmittags um den ganzen Orga-Kram, wenn die Birne eh schon etwas leer ist. Ich schreibe nur im Büro, da ich zu Hause nicht arbeiten kann. Dort würde ich einfach bekloppt. Wenn Spülmaschine ausräumen den gleichen Stellenwert hat wie das Schreiben, ist man ja ständig abgelenkt. Zu Hause gibt es immer Dinge, mit denen man sich ablenken kann. Gerade Autoren möchten immer etwas anderes machen, und wenn es schwachsinnige Arbeiten sind – nur, damit wir nicht schreiben müssen.

Ob „Millionär“ oder „Hummeldumm“ – ein Teil des Spaßes kommt von den Dialekten des Sprechers. Glauben Sie auch, dass ein Hörer mehr Spaß hat als der Leser Ihrer Romane?

Wenn man Hörbücher mag, dann bestimmt. Ideal ist es, wenn die Leute zu einer Lesung kommen und danach weiterlesen. Dann haben sie meine Stimmen im Kopf. Wenn ich schreibe, geht es mir ja genauso, aber vielleicht gelingt es mir nicht immer, das zu vermitteln. Eigentlich ist das Hörbuch ein ganz anderes Produkt, da eine ganz neue Geschichte daraus wird. Nicht nur gekürzt vom Inhalt, sondern auch anders präsentiert durch die Art des Sprechers, da wir Dinge interpretieren oder auch verändern.

Was war es für ein Gefühl, ihre Worte von Christoph Maria Herbst interpretiert zu hören?

Das ist sehr interessant, wobei ich Christoph von „Ladykracher“ und „Zwei Weihnachtsmänner“ sehr gut kenne. Ich habe ihm meine Romane gerne gegeben und ihm gesagt, er könne damit machen, was er will. Das hat er ja auch gemacht. Schließlich war er mein Wunschschauspieler, und dem muss man natürlich Freiheiten zugestehen. So hatte ich beim Hören dann noch mal Extraspaß.

Warum haben Sie „Hummeldumm“ selbst eingelesen?

Weil ich es einfach mal probieren wollte. Ich habe oft auf Lesungen von Zuschauern die Frage gehört, warum ich nicht selbst lese. Also habe ich es getan – wohl wissend, dass es nicht jedem gefällt oder ich ständig mit Christoph Maria Herbst verglichen werde. Aber das ist mir egal. Er ist Schauspieler und macht das großartig, aber anders als ich. Ich hätte viele Sachen anders intepretiert als er, wobei ich in meinen Fähigkeiten und meiner Präsenz auf der Bühne natürlich limitierter bin als ein Schauspieler.

Wie haben Sie die Aufnahmen empfunden?

Es war ein Kaltstart, ich hatte einen Teil von „Hummeldumm“ nur einmal öffentlich gelesen. Ich habe im Studio gemerkt, dass man nicht einfach mal so eine Seite runterlesen kann. Wirklich anstrengend aber ist die Stimme selbst – daran habe ich gemerkt, dass ich kein professioneller Sprecher bin. Nach drei, vier Stunden, spätestens am zweiten Tag, wurde meine Stimme nicht nur heiser, sie ist auch an ihre Grenzen gestoßen. Und ich würde heute – mit der Erfahrung meiner Lesungen – das Hörbuch erst einlesen, nachdem ich ein paar Mal live aufgetreten bin, weil diverse Geschichten erst durch das Feedback mit dem Publikum entstehen. Ich glaube, dann wäre noch mehr Präsenz in meiner Stimme, und das Hörbuch wäre noch komprimierter. Ich fühle, dass ich mit jedem Auftritt ein bisschen besser werde – was mit einer gewissen Leichtigkeit und Selbstbewusstsein verbunden ist, die dann sicher auch mit ins nächste Hörbuch einfließen würden.

Tommy Jaud (geboren 1970 in Schweinfurt) lebt als freier Autor in Köln. Dort war er Ende der 90er u.a. Headwriter der Sat1-„Wochenshow“, später Creative Producer von Anke Engelkes „Ladykracher“. 2004 schließlich schrieb er seinen ersten Roman, „Vollidiot“, die nächsten Bestseller folgten mit „Resturlaub“ und „Millionär“, der als Film in deutschen Kinos über 800.000 Zuschauer anlockte. Die Komödie „Zwei Weihnachtsmänner“ mit Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka in den Hauptrollen wurde 2009 mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet. www.tommyjaud.de

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