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Ken Follett

Nach Mont Saint-Michel ist Ken Follett in seinem Maserati gekommen, sein in England erlaubtes Radarwarngerät hat man ihm an der Grenze nach Frankreich abgenommen. Er trägt es mit Fassung, so wie er seine maßgeschneiderte Kleidung mit Eleganz und großer Selbstverständlichkeit trägt. Smart im Auftreten begegnet er den Journalisten charmant, beredt und freundlich, lässt sich stundenlang von einem Filmteam durch das Gemäuer des Weltkulturerbes scheuchen und stundenlang von deren schreibenden Kollegen interviewen. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass dieser aufgeschlossene Mann das zurückgezogene, „mönchische“ Leben eines Schriftstellers führt, der täglich früh aufsteht, um dann acht Stunden am Schreibtisch zu sitzen und zu schreiben. Genau das aber tut Ken Follett. Drei Jahre hat er an „Die Tore der Welt“ gearbeitet, Recherchen inbegriffen. Die Kathedrale von Mont Saint-Michel hat Follett nicht zum literarischen Vorbild seiner Kathedrale in Kingsbridge gedient. Er hat sie erst bei den Recherchen zum aktuellen Buch besucht und war begeistert: „Ich finde, es ist ein inspirierender Ort, eine großartige, mittelalterliche Location.“

  • hörBücher-Redakteur Jörn Radtke traf Bestseller Autor Ken Follet in Mont Saint-Michel

Wenn Follett schreibt, dann folgt er einem genauen Zeitplan, auch der Umfang des Buches steht vorher fest. „Ich weiß, wie lang eine Szene sein muss, um zu wirken. Das war ein Problem, als ich mit dem Schreiben begann und damit noch keinen Erfolg hatte – meine Bücher waren zu kurz. Das ist heute kein Problem mehr“, scherzt er. Dass er einen Nachfolgeroman von „Die Säulen der Erde“ schreiben würde, hatte Follett nicht gedacht, als er das Buch seinerzeit fertiggestellt hatte: „Ich war das erste Mal in meinem Leben als Schriftsteller müde vom Schreiben. Es war ein sehr langes Buch und ein neues Genre für mich.“ Außerdem waren alle wichtigen Protagonisten des Romans tot oder zu alt, um sie in einem zweiten Buch auftreten zu lassen. Auch konnte Follett kein zweites Buch über den Bau einer Kathedrale schreiben, „sonst wäre es das gleiche Buch geworden, also brauchte ich ein neues Thema“.

Dieses Thema fand er 15 Jahre später im Schwarzen Tod. Die Pest war die große Heimsuchung der Menschen des Mittelalters. Sie radierte ganze Familien aus, tötete jeden Dritten, ließ die Menschen an Gott und der Kirche zweifeln. „Die Pest war ein großes Drama und der Wendepunkt im Leben und Denken der mittelalterlichen Menschen“, erklärt Follett. Sie rüttelte an den Grundfesten ihrer Überzeugung und bereitete der modernen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin den Weg. Um genau diesen Konfl ikt geht es auch in „Die Tore der Welt“: Caris, Tochter eines reichen Tuchhändlers in Kingsbridge, hinterfragt die traditionellen Heilmethoden der Mönche, die sich vor allem auf Aderlass und Beten beschränken. Sie gerät in Konfl ikt mit dem konservativen Prior Godwyn, wird als Hexe angeklagt und gezwungen, ins Kloster einzutreten, wenn sie überleben will. Caris stellt sich der Pest entgegen, bekämpft sie mit Mut, Menschenverstand und modernen Methoden. Eingebettet ist Caris’ Kampf gegen die Ignoranz der Kirche in eine Geschichte voller Wendungen, Gewalt und Sex. Am Ende siegt die Vernunft, ja, und auch die Liebe kommt zu ihrem Recht. Ein echter Follett eben.

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