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Jörg Pilawa

„Einmal ins Mittelalter reisen – aber nur mit Rückfahrticket!“

Professionell, charmant und sehr bewandert in Sachen Geschichte: So präsentierte sich TV-Moderator Jörg Pilawa beim hörBücher-Interview im „hamburgmuseum“. Ein Gespräch über seine Begeisterung für die Vergangenheit, Fehler bei der deutschen Geschichtsaufbereitung und historische Kuriositäten

Herr Pilawa, es heißt, dass nur wer seine Geschichte kennt, auch seine Zukunft gestalten kann. Unterschreiben Sie das?

Sofort. Ich merke das, wenn unsere Kinder mit den „W-Fragen“ ankommen, die ja oft etwas mit der Vergangenheit zu tun haben. Neulich hat mich unser Sohn gefragt, warum es bei Wahlen die Fünf-Prozent-Hürde gibt. Wer nichts über die Weimarer Republik und das Vielparteien-System weiß, ist aufgeschmissen. Geschichte ist unglaublich wichtig, daher finde ich es schlimm, dass es vielen Schülern so schwer gemacht wird, dieses Fach zu lieben.

Wie sind Sie für Geschichte begeistert worden?

Zum einen durch meinen Vater, der den Krieg als Sanitäter in Russland erlebt hat. Diese Phase hat ihn sehr geprägt. Deswegen war bei uns zuhause politisches Denken und geschichtliches Hinterfragen an der Tagesordnung. Zweitens hatte ich immer tolle Geschichtslehrer. Einer von ihnen sagte, dass man Geschichte fühlen und riechen muss - und hat das mit uns praktiziert. Wir sind mal auf dem Lüneburger Altstadtfest in selbst genähten mittelalterlichen Kostümen durch die Straßen gezogen. Das war bei allem Spaß auch lebendiger Geschichtsunterricht.

Und deswegen haben Sie Geschichte studiert?

Ich habe erst vier Semester ganz unglücklich Medizin vor mich hin studiert. Danach bin ich für ein Jahr nach Israel gegangen, wo die Lust auf das Geschichtsstudium, mit dem Schwerpunkt Judaistik, gewachsen ist.

Dennoch haben Sie das Studium abgebrochen, weil die Medienkarriere lockte?

Stimmt, zwei Semester vor dem Ende. Aber ich bereue es nicht, denn ein Geschichtsstudium macht man doch vor allem für sich selbst. Wer weiß, vielleicht greife ich das Studium ja noch mal auf.

Als Seniorenstudent?

Warum nicht? Mein Schwiegervater ist Hochschulprofessor und sagt, dass es mittlerweile Seminare gibt, in denen weit über ein Drittel der Generation 50 plus angehört. Ich finde den Gedanken, mal wieder aus Spaß in eine Bibliothek zu gehen, die Ruhe zu genießen und in Geschichtsbüchern zu stöbern, unglaublich verlockend.

Was war der Antrieb, ein eigenes Geschichtsbuch zu schreiben?

Ich habe immer davon geträumt, im Fernsehen eine Mischung aus Geschichte und Unterhaltung zu machen. Vier Jahre lang mussten wir bei der ARD darum kämpfen, weil es dort hieß, Geschichte und Unterhaltung passten nicht zusammen. Als wir dann doch an einem Donnerstagabend um 20.15 Uhr senden durften, glaubten viele, dass man damit höchstens vier Millionen Zuschauer holen kann. Wir hatten dann in der Spitze fast neun Millionen. Anschließend klopften mehrere Verlage an, die daraus ein Buch machen wollten. Und als Tillman Bendikowski, der uns wissenschaftlich beraten und die ganzen Sachen ausgegraben hat, meinte, dass wir das hinbekommen, haben wir losgelegt.


Die Auswahl der Themen ist willkürlich - wonach haben Sie diese ausgesucht?

Wir wollten mit der Auswahl das Interesse eines möglichst großen Publikums treffen. Deswegen haben wir Personen wie Kaiserin Sissi oder Adenauer gewählt und versucht, sie über persönliche Geschichten näherzubringen. Geschichte sollte in diesem Buch unterhaltsam sein, absolut populärwissenschaftlich. Mir war natürlich sofort klar, dass Historiker aufschreien würden, wie man denn so etwas machen könne. Aber wenn man im Elfenbeinturm sitzt, wirft man gerne mal mit Steinen der Vergangenheit.

Und wie hat das "Volk" reagiert?

Es hat mich sehr gefreut, dass ich viel Post bekommen habe. Etwa von einer Geschichtslehrerin eines Gymnasiums, die gerade Napoleon behandelt hatte und ihre Klasse mit unserem Kapital über ihn knacken konnte. Oder der Brief einer anderen Geschichtslehrerin, die mich fragte, ob es schlimm gewesen sei, dass sie zwei Fragen aus meinem Buch in einer Klausur benutzt hat.

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