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Andreas Steinhöfel

Sie haben unlängst den Erich-Kästner-Preis für Ihr Lebenswerk erhalten. Wenn Sie eine Überschrift für Ihr Gesamtwerk finden müssten – wie würde sie lauten?

Es gibt zwei Dinge, die immer in meinen Büchern drin sind: Das eine sind abwesende, misshandelnde Väter. Väter, die nicht funktionieren. Das ist autobiographisch bedingt. Und das andere sind Kommunikationsschwierigkeiten. Die Protagonisten in „Beschützer der Diebe“ können sich am Anfang nicht leiden und müssen sich erst zusammenberappeln, damit sie diesen Krimifall lösen können, in den sie hineinschlittern. Die Überschrift wäre vielleicht: „Redet miteinander!“ Ich finde Kommunikation unendlich wichtig.

Rico wohnt in der Dieffenbachstraße 93. Wenn es dieses Haus wirklich gäbe, wäre es nicht weit von Ihrer Wohnung entfernt. Wie sind Sie darauf gekommen, Ihr nächstes Buch in Ihrer Straße spielen zu lassen?

Ich hatte eine Schreibblockade, das muss man so dramatisch sagen. Ich dachte also: Schreib das, worin du dich auskennst, da sparst du dir schon mal den ganzen Zinnober mit einem anderen Setting. Das ist einfach. Und macht Spaß. Mittlerweile rasen hier schon kleine Kindergruppen herum und suchen Ricos Haus. Es gibt auch schon erste „Rico“-Fanclubs, von denen jetzt Post kommt. Der haut gut rein.

Bekommen Sie viele Leserbriefe? Über welche Leser-Reaktionen freuen Sie sich besonders?

Viele meiner Bücher sind Schullektüre. Klassensatzweise kommen dann Leserbriefe, weil die Kinder genötigt werden, Fortsetzungen oder alternative Enden zu schreiben. Die schönsten Briefe sind die, bei denen ich merke, dass den Schülern tatsächlich die Freiheit gelassen wurde, zu schreiben, was sie wollen. Wenn mir ein Kind schreibt: „Ich mag Ihr Buch, weil man auch was daraus lernen kann,“ dann weiß ich ganz genau: Das hat der Pauker gesagt. Der witzigste Brief ist von einem Jungen, der nur geschimpft hat auf irgendein Buch. Aber unterschrieben hat er mit „Ihr größter Fan“. Kritische Briefe mag ich total.

Sie haben einmal gesagt, dass Rico von Buch zu Buch immer glücklicher werden soll. Im dritten Band erwartet uns also ein happy end?

Na klar. Kinder sind absolut harmoniesüchtig. Das darfst du echt nicht bringen, dass am Schluss alles trostlos-schwarz-hoffnungslos ist, wie es in der deutschen Kinderliteratur der Siebziger war. Kinder wollen es schön. Und ich finde, die haben verdammt noch mal ein Recht darauf, es schön zu haben, denn das Leben wird früh genug düster und anstrengend.

Andreas Steinhöfel

Andreas Steinhöfel, geboren 1962 im nordhessischen Battenberg, studierte Anglistik, Amerikanistik und Medienwissenschaften in Marburg. 1991 veröffentlichte er sein erstes Kinderbuch, „Dirk und ich“. Zu seinen wichtigsten Werken zählen „Paul Vier und die Schröders“ und „Die Mitte der Welt“. Außerdem arbeitet der Schriftsteller als Rezensent, verfasst Drehbücher und übersetzt Kinder- und Jugendbücher aus dem Amerikanischen, besonders gerne die von Jerry Spinelli. Sein Buch „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ brachte ihm die „Corine“ des Deutschen Verlegerverbandes, den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und den Hörbuchpreis des Hessischen Rundfunks ein. 2009 erhielt er den Erich-Kästner-Preis für sein Lebenswerk.

Zitate:

„Ich finde Kommunikation unendlich wichtig.”

„Glaubt nicht alles, was die Erwachsenen sagen.”

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