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Interview: Tina Muffert (tm)

Eckart von Hirschhausen

„Realismus kann die Romatik retten“

Gesundes Lachen mit Niveau – so könnte das Motto von Dr. Eckart von Hirschhausen lauten. Er ist einer der populärsten Kabarettisten Deutschlands, seine Programme sind ausverkauft, seine Bücher machten ihn 2008 und 2009 zum erfolgreichsten deutschen Sachbuchautor. Im Interview spricht der studierte Mediziner über Liebe, Urlaub, Tanzen und Entspannung.

hörBücher: Es war fast schwieriger, ein Gespräch mit Ihnen zu bekommen als mit dem Papst. Wie lebt es sich mit dem Terminstress?

Eckart von Hirschhausen: Wirklich? Seit wann macht der Papst auch Hörbücher? (lacht) Im Ernst: Das war kein böser Wille, so etwas passiert, wenn man Erfolg hat. Ich spreche gerne mit Ihnen. Ganz besonders für hörbücher, denn Hörbücher als Medium mag ich sehr.

Ihr neues Hörbuch ist ein Live-Mitschnitt aus Ihrem aktuellen Bühnenprogramm „Liebesbeweise“. Es ist beeindruckend, wie Sie das Publikum behutsam in Ihr Programm involvieren. Am Ende sind alle hemmungslos.

Es ist ganz wichtig, dass man nicht mit der Tür ins Haus fällt. Erst mal ist es eine große Kunst, den Kontakt zum Publikum überhaupt herzustellen. Zweitens, bei einem Live-Programm, das ich frei spreche, die Stimmung mit dem Mikrofon einzufangen und auf eine CD zu bannen.

Was ist für Sie das größte Kompliment der Zuschauer?

Wenn sie sagen: „Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich mich über zwei Stunden amüsiere und lache, ohne dass jemand bloßgestellt wird.“ Ich mache ja eine Form von Humor, die es so noch nicht gab. Ich versuche, wissenschaftliche und therapeutische Inhalte zu nehmen, die einen Hintergrund haben. Man muss sie aber erstens verstehen und zweitens drüber lachen können, weil man erkennt, dass das etwas mit einem selber zu tun hat.

Mit anderen Worten: Sie haben ein neues Genre erfunden.

Ja, durchaus. Ich mache weder wie die klassischen Kabarettisten Kanzlerinnenwitze noch wie viele Comedians Boulevardthemen. Das hat lange gedauert, bis jemand daran geglaubt hat. Ich habe oft von Unterhaltungsredaktionen gehört, das sei zu inhaltlich, und den Wissenschaftsredaktionen war es nicht seriös genug! 15 Jahre und dreieinhalb Millionen Bücher später kann keiner mehr was sagen, dass es an dieser Form kein Interesse gebe. Ich bin sehr glücklich, dass sich mein langer Atem ausgezahlt hat.

In Ihrem Programm „Liebesbeweise“ gehen Sie genauer auf die Liebe ein. Was ist für Sie ein echter Liebesbeweis?

(lacht) Mit Liebesbeweisen ist es kompliziert, weil in dem Moment, wo man sie fordert, eigentlich schon was im Argen liegt. Letzten Endes kann man Liebe nicht beweisen, denn wenn die Liebe schon gestört ist, kann alles, was man tut, ins Gegenteil umschlagen. Beispielsweise, wenn man den Namen der Geliebten in den Himmel schreibt, fühlt sie sich möglicherweise nicht gewertschätzt, sondern findet es eher peinlich.

Es gibt ja auch kleinere Liebesbeweise, die große Wirkung zeigen können.

Genauso ist es. Doch Männer denken gerne sehr dramatisch bei Liebesbeweisen und liegen damit ziemlich daneben. Männer denken, hundert Rosen sind hundertmal besser als eine Rose. Sie denken, wenn sie eine große Geste geleistet haben, muss das auch lange anhalten. Frei nach dem Motto: Ich habe dir doch schon vor einem halben Jahr den Pelz geschenkt, warum bist du nicht mehr glücklich?

Was halten Sie von der Ehe als Liebesbeweis?

Viele Ehen würden länger halten, wenn man gleich den zweiten Partner heiraten würde.

Warum?

Ich glaube, man lernt im optimalen Fall dazu. Über sich selbst und was man gerne mit anderen teilt. Die Statistik spricht leider dagegen. Die zweiten Ehen sind nicht stabiler als die ersten. Ich glaube, dass diese „Optimierer-Mentalität“, dieser romantische Gedanke, es gäbe irgendwo DEN perfekten Partner, die Menschen unterm Strich sehr unglücklich macht. Viele denken, da kommt noch etwas Besseres und sind so nie richtig bei der Sache, eher auf der Suche.

In Ihrem Programm unterscheiden Sie zwischen „Romantiker“ und „Realist“. Was sind Sie?

Ich plädiere für mehr Realismus in der Beziehung, ja. Ich glaube, dass das letzten Endes die Romantik retten kann. Ich bin der Romantik nicht abgeneigt, sie sollte aber auch kein Qualitätsmerkmal sein. Es ist menschlich, dass Menschen ambivalente Gefühle haben, dass sie hin- und hergerissen sind. Jemanden gleichzeitig umarmen und würgen zu wollen – denn die Menschen, die uns am nächsten sind, gehen uns auch am meisten auf die Nerven. Diese gemischten Gefühle auszuhalten, das ist die Liebeskunst.

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