Jump to Navigation
Interview: Jutta Vahrson (jv) | Fotos: Jim Rakete

Jim Rakete: „Stand der Dinge“

Scheitern gehört zum Alltag

Was hat eine Beretta mit einem ledergebundenen Theaterstück zu tun? Beide sind Bestandteile der Porträts von Fotograf Jim Rakete, sein Geschenk zur Wiedereröffnung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt am Main am 14. August 2011. Eine Bestandsaufnahme der Prominentesten im einheimischen Filmbusiness in 100 Fotografien.

Aufnahmen ohne artifizielle Inszenierung. Dafür mit Requisiten, die für die Porträtierten entscheidende Momente ihrer Karriere darstellen. Starproduzent Bernd Eichinger steht barfuß auf Kopfsteinpflaster, seine ikonischen Turnschuhe in der Hand. Publikumsliebling Moritz Bleibtreu schmiegt sich an seine Waffe aus ‚Knockin‘ on Heaven’s Door‘, Sibel Kekilli trägt Boxbandagen wie in ‚Gegen die Wand‘, Katja Flint in gebleichten Jeans wirft ihren ‚Marlene‘-Zylinder in die Luft. Hinter Regisseurin Caroline Link harrt das goldene Oscarfigürchen, das sie in Abwesenheit verliehen bekam. Klaus-Maria Brandauer hütet die Spionagenotizen aus der John Le Carré-Verfilmung ‚Das Russlandhaus‘. Eva Mattes trägt eine Milchkanne wie jene im Berlinale-Skandalfilm von Michael Verhoeven, ‚O. K.‘ von 1970, Götz George die Armyjacke wie einst als Kommissar Schimanski. Und Martina Gedeck liegt glücklich lächelnd auf den Drehbüchern, die sie zur Vorbereitung auf ihre Rollen jedes Mal selber abschreibt.
 
Nur Roland Emmerich, legendärer Regieexport nach Hollywood, ist vor Ort im Studio Babelsberg porträtiert worden, beim Dreh zum Shakespeare-Thriller ‚Anonymous‘ (Kinostart am 3. November 2011). Auf seinem marineblauen Regiestuhl sitzt er da, melancholisch guckend, ein Shakespeare-Manuskript in der Hand, ‚The Life of Henry the Fifth‘; ‚Surf‘ steht auf dem Kapuzenshirt eines Komparsen im Hintergrund. Die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart, statt der Emmerich-typischen Zukunftsvisionen? Ein Hinweis auf den literarischen Ursprung unzähliger Spielfilme? Sein oder Nichtsein? Am besten fragt man Jim Rakete selbst, Meisterfotograf aus Berlin und Los Angeles.
 
Jim, wie kam es zu dieser Kombination aus Surfkultur und Renaissanceliteratur in Ihrem Porträt von Roland Emmerich?

Weil ich in die andere Richtung gar nicht fotografieren konnte! Im Studio war die ganze Handlungsebene – ein riesiges Boot auf der Themse – auf einen Greenscreen verlegt, sodass ich lieber dahin schaute, wo das Gewusel der gigantischen Crew spürbar wurde. Roland habe ich kennengelernt, als er gerade den kleinen Science-Fiction-Filmen entwachsen war, 1990 oder so. In Hollywood haben wir damals in benachbarten Vierteln gewohnt; das klingt schrecklich arrogant.
 
Ist in Ordnung.

Ein bisschen ist es heute noch so, als würde sich Roland am Riesenspielzeug Film mit gewaltigem Spaß vergreifen. Und das ist ansteckend! Selten kommt man an ein Set, an dem solch eine unverbissene Professionalität herrscht.
Welches Filmrequisit, das die Porträtierten im Bild haben wollten, hat Ihnen selbst am meisten Spaß gemacht?
Die Turnschuhe von Eichinger. Er stand da wirklich barfuß im Regen! Hier hat er sich gerade von ihnen getrennt, diesem Symbol seines alten Berufslebens, in diesem Augenblick.  
 
Wirklich?

Ich glaube nicht, dass er sie danach noch einmal anhatte. Es war ein paar Tage vor seinem Tod.

Themenwelten

Senioren, Greise, Silver Surfer

Senioren, Greise, Silver Surfer

Alte Menschen in der Literatur

Vom Eise befreit

Vom Eise befreit

Frühlingsliteratur

Über das Denken

Philosophie für Kinder

Von Geburt an Philosophen

Wer sind die anderen?

Afrika

Der so genannte dunkle Kontinent

Familiengeschichten

Vater, Mutter, Kind, Krieg

Familiengeschichten

Wirtschaftskrisenwerke

Wirtschaftskrisenwerke

Über Gier und Risiko