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Sebastian Fitzek

Ihre Bücher sind nicht eben leichte Kost. Wie erklären Sie sich, dass vor allem Frauen zu Ihren treuesten Lesern zählen?

Meine Romane sind Fiktion. So real manche Situationen auch manchmal wirken mögen, sind meine Geschichten doch pure Fantasie, die man zu Hause in einem sicheren Umfeld gemütlich lesen und vielleicht sogar als Blitzableiter für eigene Ängste benutzen kann. Und wenn es einem zu viel wird, dann schlägt man das Buch zu – was ich aber nicht hoffe, da ich ja schreibe, damit die Leser atemlos immer weiter lesen – und kehrt in die Realität zurück. Außerdem heißt es ja, dass Spannung entspannt.
 
Von Realität gesprochen: Wie stehen Sie als Autor von oft recht gewaltsamen Storys einem so furchtbaren Ereignis wie in Norwegen gegenüber? Könnten Sie sich so etwas jemals ausdenken?

Nein, das übertrifft alles, was man sich als Autor ausdenken kann. Ganz abgesehen von allen Gegebenheiten, die so eine ungeheuerliche Tat mit sich bringt, ist dies auch nicht der Stoff, aus dem ich zum Beispiel einen Roman machen würde. Allein schon, weil das Handeln des Täters in einem solchen geistigen Dunstkreis angesiedelt ist, dass man gar nicht an ihn herankommt. Doch dieses Ereignis zeigt, dass Autoren mit der Realität gar nicht Schritt halten können - und das ist auch gut so! Für einen Roman sollte am Ende immer die Devise gelten, dass das Gute über das Böse triumphiert und der Täter gestellt wird. Diese Frage bewegt ja auch meine Figuren: Was ist am Ende übrig? Überlebt das Gute oder ist das Böse mächtiger? Ich glaube, wenn man die zweite Möglichkeit als die realistischere sieht, dann sollte man keine Romane mehr schreiben.
 
Die meisten Thriller enden ja eindeutig. Der Täter ist gefasst, der Mord ist gesühnt, das Leben geht weiter. Bei Ihnen ist das etwas anders ...

Eigentlich habe ich kein offenes Ende. Die Geschichte hat ein logisches und klares Ende, selbst wenn beim ersten Buch vom „Augensammler“ deutlich war, dass diese Geschichte eben noch nicht zu Ende sein kann und in einem zweiten Band weitergeht. Vielleicht gibt es ja auch noch einen dritten Band um Zorbach und Alina, denn viele Fragen sind offengeblieben. Und gerade das empfinde ich selbst als reizvoll, denn ich will nicht alle Fragen beantworten. Auch der Leser soll sich als eine Art Nachhall, wie John Katzenbach das nennt, noch einmal mit der Geschichte beschäftigen und vielleicht sogar eigene Schlüsse ziehen und versuchen, Antworten zu finden. Wenn mich irgendwann wieder eine zündende Idee zu diesen Figuren packen sollte, dann setze ich die Geschichte fort. Aber derzeit habe ich diese Idee noch nicht und werde deshalb erstmal zwei andere Bücher schreiben. Denn ich kann nur dann schreiben, wenn mich ein Gedanke völlig in Besitz nimmt und alles andere verdrängt.
 
Und wie besessen sind Sie dann? Mit welchen Konsequenzen?

Ich brauche eine Menge Disziplin fürs Schreiben, und die finde ich nur, wenn ich wirklich motiviert bin. Oft beginne ich, der ich eigentlich ein eher fauler Mensch bin, mit großem Elan, aber dann spätestens ab Seite 100 überkommt mich eine gewisse Schreibmüdigkeit. Die zu überwinden gelingt mir nur, wenn ich fest an meine Geschichte und an die Figuren glaube. Da muss ich dann durch. Drei bis vier Monate dauert diese erste Phase, dann überarbeite ich noch mal den Text sechs Monate lang und schreibe auch ganze Passagen neu. Aber ich beginne nie vor elf Uhr vormittags, da ich davor allen Kleinkram erledige, der so anfällt – E-Mails und Telefonate. Dann arbeite ich einige Stunden sehr konzentriert, ohne Handy, ohne jede Versuchung einer Ablenkung. Allerdings ist es manchmal traurig, wie sehr die Freizeit darunter leidet, dass man kaum mehr Zeit für Freunde hat, für Kinobesuche und Ähnliches. Und manchmal auch nicht genügend für die Familie. Aber Schreiben ist etwas ganz Großartiges, und wenn dann auch noch die Leser am Ende zufrieden sind, war es all das wert – und was will man mehr!?

Sebastian Fitzek: Der Augenjäger. Droemer, 432 Seiten, 19,99 Euro

Sebastian Fitzek: Der Augenjäger. Gelesen von Simon Jäger. Lübbe Audio, 16,99 Euro

Sebastian Fitzek: Der Augensammler. Knaur TB, 464 Seiten, 9,99 Euro

Sebastian Fitzek: Der Augensammler. Gelesen von Simon Jäger. Lübbe Audio, 4 CDs/310 Minuten, 16,99 Euro

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