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Fotos: Christian Thiel – Autorin: Jutta Vahrson

Terry Pratchett und die Bibliothek der Unsichtbaren Universität

Zwischen Büchern und Bananen

Im fiktionalen Stadtstaat Ankh-Morpork leitet ein Orang-Utan die Universitäts- Bibliothek. Jetzt erscheinen seine vom britischen Kultautor Terry Pratchett ersonnenen Abenteuer in neuer Aufmachung und Übersetzung.

Die Scheibenwelt ruht  flach auf den Rücken vierer gigantischer Elefanten, die ihrerseits wiederum auf dem Panzer der Schildkröte A’Tuin stehend durchs Weltall treiben. Phantastik-Autor Terry Pratchett, einst Journalist und Pressesprecher für Atomkraftwerke, schrieb den Scheibenwelt-Erstling „The Colour of Magic“ („Die Farben der Magie“) 1983 als Parodie auf die bis dahin üblichen,  heroischen Fantasy-Bestseller.
 
Häufiger Schauplatz der Romane ist die Millionenmetropole Ankh-Morpork, die „Perle unter den Städten“ am Schlammfluss Ankh. Trotz einer toleranten Vielfalt an Tempeln wie im antiken Rom ist sie mit ihrem Kopfsteinpflaster, den Gildehäusern sowie der fehlenden Straßenbeleuchtung einer spätmittelalterlichen Variante Londons nachempfunden. Die Palette an Bewohnern könnte kaum bunter sein: Es gibt Trolle, Zwerge, Post-Mitarbeiter, Krokodil- und Schubladen-Gottheiten, Golems, Vampire, Gebirgshexen und Zauberer. Sie alle spiegeln typische Eigenschaften der Gattung Homo Sapiens: Egozentrik, Naivität, Heimtücke, Dummheit, Grausamkeit, Gemütlichkeit und Loyalität.

Der Bibliothekar der Unsichtbaren Universität

Einer der unbestrittenen Scheibenwelt-Stars ist 135 Kilo schwer und verfügt über ein zartes, rotes Fell: Der Bücher hütende Orang Utan der Unsichtbaren Universität. Vor langer Zeit wurde  der Bibliothekar in einen Menschenaffen verwandelt.  Aus Versehen. Doch wer er einmal gewesen sein soll, vor seiner ebenso attraktiven wie nützlichen Umgestaltung, haben Pratchett und sein Bibliothekar in keinem der 38 Bücher über die Bewohner der Scheibenwelt (Weltauflage: rund 65 Millionen Exemplare) verraten wollen.
 
Mit Hingabe schwingt der belesene Orang-Utan weiter durch die Regale, immer bereit, sich einer Banane oder dem Bestand an Kannibalen-Büchern zu widmen. Mit seinen vier langen, agilen Gliedmaßen sortiert er behände die Bestände – und das nur für ein paar Erdnüsse, die Bezahlung an der Unsichtbaren Universität dieser Händler- und Berufskillerstadt. Ist der Bibliothekar erkältet, verwandelt er sich bei jedem Niesen. Allerdings nicht wieder in seine ursprüngliche Gestalt, sondern in eine rotfellige Kokosnuss. Oder ein ebensolches Buch. Auf dessen Cover steht schlicht ‚Ugh‘ geschrieben – ein Hinweis auf seine eher begrenzte Sprechfähigkeit. Ugh? Ugh!

Lange Arme, scharfe Zähne

Der Bibliothekar akzeptiert dies alles als Teil seines Lebens für die Bibliophilie. Dabei ist Lektüre immer riskant, auch auf der Scheibenwelt. Ansammlungen von Büchern verzerren Raum und Zeit, was zum sogenannten B-Raum („L-Space“) führt. Gelegentlich verschwinden Trupps von Studenten bei der Recherche und der Bibliothekar wird zu Zeitreisen gezwungen, um die Ordnung von Büchern wieder herzustellen, in denen die Scheibenwelt-Historie nicht nur aufbewahrt, sondern vorherbestimmt wird. Trotzdem meinen manche ahnungslosen Diebe, Lücken im Regal verursachen zu müssen. Keine gute Idee. Denn der „Librarian“, dieser Bibliothekar mit Schlafnest unter dem Schreibtisch, hasst Bücherfrevler in seinem Imperium genauso, wie von anderen als Tier („monkey“) bezeichnet zu werden. Die bedrohlich gelben Fangzähne über dem massigen, sackartig geformten Leib vertreiben Einbrecher wie von selbst. 

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