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Reportage: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Uwe Tölle

„Harry Potter“-Sprecher Jim Dale

An Englishman in New York

Er feierte Erfolge in Filmen, auf Theaterbühnen, am Broadway und sogar in den Pop-Charts: Jim Dale hat eine Karriere hingelegt, für die andere Künstler zwei Leben bräuchten. Als sein Vermächtnis bezeichnet der Engländer aber die US-Versionen der „Harry Potter“-Hörbücher. Wir haben ihn in New York besucht.

Die typische New Yorker Geräuschkulisse – Autohupen und das Heulen von Streifenwagensirenen – ist auch 30 Stockwerke oberhalb der Straßenschluchten noch gut zu hören. „Wenn man so lange in New York wohnt wie ich, nimmt man das aber gar nicht mehr wahr“, sagt Jim Dale, als er auf der Dachterrasse seines Wohnhauses an der Park Avenue am Geländer lehnt. Bis vor einigen Jahren habe man von hier aus noch das Empire State Building sehen können. Nun blockiert ein Wolkenkratzer den Blick. Dennoch eine sagenhafte Wohnlage für einen, der mit 17 Jahren eher zufällig ins Showgeschäft „hineingerutscht“ ist und in seinem Leben nur einmal vorsprechen musste. „Ich habe einfach viel Glück gehabt“, glaubt der mehrfache Tony-Award-Gewinner. Zwar hatte er schon mit neun Jahren begonnen, mit Tanz- und Ballettunterricht eifrig auf das Leben im Rampenlicht hinzuarbeiten, doch ebnete ihm ausgerechnet ein Missgeschick den Weg dorthin. „Als ich für ein Tourneetheater vorsprach, stolperte ich beim Betreten der Bühne über einen Vorhang, und alle haben sich vor Lachen gebogen. Das war mein Einstieg ins Showgeschäft“, berichtet der 74-Jährige schmunzelnd.

So wurde Jim Dale mit 17 der jüngste professionelle Stand-up-Comedian in England, der in Varieté-Theatern auftrat und als Mitglied der Royal Air Force auch die britischen Truppen in Deutschland unterhielt. Später wirkte er als „Aufwärmer“ des Studiopublikums einer TV-Musiksendung, würzte seine komischen Einlagen mit der Gitarre – und fi el dem Musikproduzenten George Martin auf, der den 22-jährigen Dale unter seine Fittiche nahm und später als Produzent der „Beatles“ eine Legende werden sollte. „Wir hatten damals keine anständigen Rock‘n‘Roll- Sänger in England – mich eingeschlossen“, sagt Dale und lacht. Also hätten seine Landsleute mit dem vorlieb nehmen müssen, was da war. 1957 erreichte er mit „Be my girl“ sofort Platz 2 der englischen Charts, drei weitere Top-30-Hits folgten, und Dale hatte plötzlich jede Menge weiblicher Fans: „Das war schon ein seltsames Gefühl, auf einmal in Sälen mit hysterisch kreischenden Teenagern aufzutreten, die ich als Comedian nicht mal zur Hälfte gefüllt hatte.“

 

  • Jim Dale wird von seiner Dobermann-Dame "Georgie Girl" liebkost (l.). Ein Flur in seiner Wohnung ist seinen vielen Auszeichnungen gewidmet.

Doch schon zwei Jahre später wandte sich Jim Dale wieder der Komik zu, obwohl George Martin später bedauernd in seinen Memoiren erklärte, dass „Jim eine große Gesangskarriere vor sich gehabt hätte“. Immerhin schrieb Dale weiterhin Songtexte für andere Künstler und erntete 1966 für den Titelsong des Films „Georgie Girl“, vorgetragen von den „Seekers“, sogar eine Oscar-Nominierung. „Das war aber mehr ein Hobby von mir“, sagt der Schauspieler bescheiden, dessen Dobermann auf den Namen „Georgie Girl“ hört.

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