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Tess Gerritsen

Das versucht ja auch die Pathologin Maura Isles in Ihrer Isles/Rizzoli-Serie. Können Sie erklären, warum Pathologen, auch in TV-Krimis, derzeit so angesagt sind?

Hmm, vielleicht liegt es daran, dass Menschen Antworten wollen und fühlen, dass die Forensik ihnen sagen kann, wer schuldig oder unschuldig ist. Wir sind nicht gerne im Unklaren. Vor der Zeit von Gerichtsmedizin und ausgeklügelter Kriminaltechnik saßen immerhin viele Menschen unschuldig im Gefängnis. Es ist ein faszinierender und umfassender Bereich – schauen Sie sich nur meine private Bibliothek mit Büchern über Forensik an (sie zeigt auf ein Regal voller Fachliteratur).

Offenbar lernen Sie – trotz Ihres berufl ichen Hintergrunds als Ärztin – beim Schreiben noch viel hinzu.

Absolut. Ich versuche den Lesern etwas zu erzählen, was sie vorher noch nicht wussten – weil ich selber gerne neue Dinge lerne. Deswegen schreibe ich auch nicht nur über einen weiteren Serienmörder, sondern ich versuche, meinen Thrillern ein Thema zu geben, das mich fasziniert, etwa die Geschichte der Gewalt. Schon am College hatte ich Anthropologie als Hauptfach. Überhaupt sind mir Geschichte, Anthropologie und Archäologie auch als Bestandteile meiner Bücher wichtig.

  • Tess Gerritsen und hörBücher- Chefredakteur Christian Bärmann vor dem Haus der Autorin in Camden, Maine.

Fraglos auch die dunkelsten Bereiche der menschlichen Natur.

Sicher. Aber wenn man eine Vorstellung davon hat, zu was menschliche Wesen in der Lage sind, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, was für schreckliche Verbrechen sie verüben können. Schon mit Blick darauf, was die Menschheit im Laufe der Zeit angerichtet hat, glaube ich, dass sich der Mensch in mancher Hinsicht nicht von Tieren unterscheidet.

Ich finde allerdings, dass das Besondere an Ihren Romanen, vor allem in der Jane Rizzoli/Maura Isles- Serie, die Weiterentwicklung der Charaktere ist …

Ja, das ist der beste Teil eines jeden neuen Romans. Das Nette an einer Serie ist doch, dass die Tat zwar wichtig ist, aber beinahe hinter den Lebensgeschichten der Hauptfi - guren zurücksteht. Nur darf ich diese Entwicklungen nicht zu schnell voranschreiten lassen, so dass sie nicht alle in einem Buch aufgelöst werden. Wenn ich das machen würde, wäre die Rizzoli/Isles-Serie vorbei. Also müssen sich die Änderungen über mehrere Bücher hinziehen, damit die Leser wissen wollen, was als nächstes passiert. Wie geht es mit Maura und dem Priester weiter, wie mit Janes Eltern …?

Sie haben mal gesagt, dass Sie sich beim Schreiben von den Entwicklungen tragen lassen. Wissen Sie also zu Beginn nicht, wohin die Reise für Jane und Maura geht?

Ja, das stimmt.

Schon mal dabei in die falsche Richtung oder eine Einbahnstraße gefahren?

Nein, zum Glück noch nicht. Es gibt ja auch genügend andere Figuren in der Geschichte, deren Lebenswege ich entfalten kann. Zum Beispiel in „Blutmale“: Jane ist glücklich, sie ist verheiratet und hat ein Kind – das fand ich ziemlich langweilig. Also mussten sich ihre Eltern trennen. Nun hat ihr Vater eine neue Freundin und ihre Mutter trifft sich mit einem Ex-Cop. Oder nehmen Sie Janes Partner, Detective Frost. Ein netter Typ, glücklich verheiratet – in meinem neuen Buch (erscheint als „The Keepsake“ Anfang September in den USA, d. Red.) wird er von seiner Frau verlassen. Auch damit muss Jane nun klarkommen, denn ihr Partner ist am Boden zerstört.

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