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Reportage: Tanja Weimer (tan)

Knallharte Hörkost - Sprecher Uve Teschner im Porträt

„Man muss schon 
eine innere Sperre überwinden“

Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt gestresst. Zugleich aber kommt der Satz „Gib mir fünf Minuten“ in einem angenehm markanten Ton daher. Allzu oft hat man Uve Teschners Stimme noch nicht auf Hörbüchern gehört. Für Audible hat er jedoch bereits zwei ungekürzte Thriller der harten Gangart eingelesen. Und da scheint diese Stimme zu passen.

Ein Eindruck, der sich mit Anruf Nummer zwei noch verstärkt: Teschners Bariton wirkt jetzt zwar deutlich entspannter – klingt aber immer noch irgendwie nach Krimi, nach Spannung. Also, Uve Teschner: Gibt es sie – die typische Thriller-Stimme? „Bestimmt gibt es die“, ist der 37-Jährige überzeugt. „Aber das hängt nicht unbedingt nur damit zusammen, dass eine Stimme rau oder tief ist.“ Die richtige Modulation und das passende Tempo, sagt Teschner, seien letztlich das A und O einer spannenden Lesung. Oder anders: „Wenn eine Stimme knarzt, ist das sicher gut – für die ersten fünf Minuten. Aber dann muss schon etwas mehr dahinterstecken.“

Bei Teschner steckt zunächst vor allem ein Musikstudium in Potsdam dahinter: Gitarre und Gesang. „Da war es ganz klar, dass ich mich auch privat an Aufnahmen versucht habe, zunächst allerdings eben an musikalischen. Erstmals an eine Lesung gewagt habe ich mich so Mitte der 90er – mit einem Kassettenrekorder und Waldtraut Lewins Roman ,Der Sohn des Adlers, des Müllmanns und der hässlichsten Frau der Welt’ in der Hand. Naja, das habe ich dann relativ schnell sein lassen, weil mir klar wurde, dass es gar nicht so leicht ist, einen Text gut zu lesen.“ Gut, wird er später erklären, im Sinne von, „dass man sich das nachher auch anhören kann“.

Eine Erkenntnis mit Folgen: Seit drei Jahren nimmt Teschner mittlerweile professionelles Sprechtraining, hat derweil von der Pike auf gelernt, sich einen Text zu erarbeiten und auch das eigene, ganz private Aufnahme-Equipment professionalisiert. Kassettenrekorder war gestern. Heute muss es schon ein eigenes kleines Studio sein. Das Ergebnis: bislang rund 30 Produktionen, teils in Eigenregie, sowie zahlreiche Live-Lesungen. Einiges davon, resümiert Teschner, würde er heute „anders machen“; stolz aber ist er etwa auf seine Umsetzung von Diana Zolls „Blaue Noten für die Hunde“ (Edition Bärenklau): „Bei dieser Liebeserklärung an den Blues bin ich mit allem zufrieden.“ Und natürlich stimme auch die Geschichte, wie sie immer irgendwie stimmen müsse, um eine Lesung zu einer guten zu machen. 

Und „irgendwie“ stimmt vielleicht auch diese: „Die Insel“ von Richard Laymon, auch wenn Teschners Urteil hier ziemlich deutlich ausfällt. „Nennen wir es erfrischenden Trash“, schmunzelt er und meint: „Es gibt eine Hörerschaft für diese Art von Geschichten und die ist bei dieser Audible-Produktion sehr gut aufgehoben. Wenn man so eine harte Geschichte jedoch zum ersten Mal liest, muss man schon eine innere Sperre überwinden. Zumindest ging es mir so.“ Laymons Story als solche ist schnell erzählt: Sex und Gewalt. Aber: „Die Figur des Wesley etwa ist ein Typ, der mir trotz aller Greuel durchaus Spaß gemacht hat. Man muss sich einfach klar machen, dass der Autor mit dem, was er schreibt, provozieren will. Selbst wenn ich gemeinhin der Auffassung bin, dass Blut nur dann fließen sollte, wenn es auch die Handlung voranbringt.“

Aber sie sind nun einmal verschieden, die Geschmäcker. Und mit Laymon und Ketchum hat Teschner gleich zwei Speerspitzen im Bereich der harten Thriller im Audible-Programm vertont. Beide sind in der Heyne-Hardcore-Reihe erschienen, beide finden zugleich begeisterte Fans und vernichtende Kritiker, beide wurden von Audible explizit mit dem Zusatz „ab 18 Jahren“ versehen – um „niemanden zu überraschen“, sagt Programmplaner Simon Jaspersen.

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