Traumfabrik

So kündigten beispielsweise Kinos an, ihre Filmvorführungen an Werktagen jeweils um sieben Uhr abends zu unterbrechen, um die Saallautsprecher für 15 Minuten aufs Radio umzuschalten – nur, damit das Publikum der überaus populären Show „Amos and Andy“ lauschen konnte.

Dass spätestens mit dem Lux Radio Theater nicht nur Komiker wie Amos and Andy, sondern auch berühmte Hollywoodstars für Radiofans praktisch jeden Abend frei im Äther verfügbar waren, lag an einem Deal der großen Filmstudios mit den Sponsoren der einzelnen Radiosendungen: Als Belohnung dafür, dass ihre Schauspieler für das Auditorium kostenlos im Radio zu hören waren, wurde im Abspann der Shows stets auf den aktuellen Film des jeweiligen Leinwandhelden hingewiesen – angesichts der traumhaften Einschaltquoten ein Werbeeffekt, auf den kein Hollywood-Studio freiwillig verzichten wollte.

Für die Hörer lag der besondere Reiz zudem darin, dass die verschiedenen Sendungen so gut wie immer live ausgestrahlt wurden. Vorproduzierte Aufzeichnungen waren seinerzeit verpönt – insbesondere das Genre Hörspiel galt seinerzeit als hoch angesehene Kunstform. Um die Attraktivität der Shows zusätzlich zu erhöhen, verteilten die Sponsoren an die Fans kostenlose Eintrittskarten.

So konnte ein ausgewählter Kreis nicht nur hören, sondern sogar mit eigenen Augen mit ansehen, wie sich die berühmten Stars vor dem Rundfunkmikrofon anstellten – von den ebenfalls anwesenden Geräuschemachern und Musikern, die dem Ganzen jeweils erst die eigentliche „akustische Farbe“ verliehen, einmal ganz abgesehen.

Dass derartige Live-Produktionen stets auch mit einem gewissen Risiko behaftet waren, erfuhr unter anderem der Regisseur Harry Ackermann anlässlich einer Folge der Hollywood-Radioshow „Acadamy Award“. Frank Morgan, einer der Hauptdarsteller, war tagelang nicht zu den obligatorischen Proben erschienen.