lit.COLOGNE 2013: Die Sportfreunde Stiller mit der etwas anderen Lesung
„Wir wissen: Auf Literaturveranstaltungen klatscht man. Aber wie macht man bei Rockkonzerten...?!“ – Die Sportfreunde Stiller brachten durch eine Lesung mit anschließendem Konzert am Sonntagabend anarchischen Charme auf die lit.COLOGNE. Von Melanie Schippling
Ein talentierter Mensch habe nicht selten mehrere Talente, hieß es in der Veranstaltungsankündigung. So macht denn Florian Weber, der Schlagzeuger der Bayerischen Band, nicht nur Musik, sondern ist auch als Autor tätig. „Grimms Erben“ ist sein zweites Buch, aus dem die Sportfreunde im Kölner Gloria-Theater abwechselnd lasen. Florian Weber hat darin in drei Handlungssträngen Grimm'sche Märchenmotive aufgegriffen und deren Moral zitiert. Das Ganze verwoben in spitzfindig komische Episoden, in denen mal die Rache eines zeitlebens gedemütigten Menschen, mal ausführlicher „Alpensex“ beschrieben wird und in denen Nordlichter in schönster Wirtshausromantik auf „Bayerische Urviecher“ am Stammtisch in Garmisch-Partenkirchen treffen. Die teilweise mit Dialekt gelesenen Auszüge sorgten für viele Lacher von Seiten des Publikums und auch den Sportfreunden Stiller war der Spaß an der Sache anzumerken. Florian Weber formuliert in seinem Buch mit gewaltigem Esprit und Witz, zieht treffende Vergleiche wie er es auch schon als Mittexter der Band bewiesen hat – von wegen „Habe die Ehre, liebe Sprachbarriere“. Wer allerdings wissen wolle, wie sich die drei Handlungsstränge des Buches zusammenfügen, nun, der solle das Buch kaufen, sie selbst würden jetzt jedenfalls erst mal ein Konzert spielen. „Fühlt sich gut an, wieder so etwas in der Hand zu haben“, gestand Sänger Peter Brugger grinsend nach einer kurzen Umbau-Pause und deutete auf seine Gitarre. Was folgte, war eine gute Stunde bester Unterhaltung mit alten und neuen Songs der Band, die bei dieser Gelegenheit auch ein neues Album mit dem Titel New York, Rio, Rosenheim für Mai diesen Jahres ankündigte. Und siehe da, entgegen der selbstironisch geäußerten Vermutung der Band, das Literaturpublikum erwarte hier vielleicht Ansprachen auf Latein, dauerte es nicht lange und die Besucher hüpften und sprangen, jubelten und bekamen zwei Zugaben. „Applaus, Applaus“, liebe Sportfreunde Stiller!