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BILDER UND WELTEN
Informationen: , 20 €
Verlag: Cross Cult
Rezension
In "Apollo 11" spielen die drei Astronauten scherzend auf HAL 9000 an, die mörderische Künstliche Intelligenz aus Kubricks "Odyssee 2001" - der Film war 1969 gerade ein Jahr alt. Der Wettlauf zum Mond beflügelte die Science-Fiction genauso wie die Wissenschaft. Das Motiv der Maschine, die ihrer eigenen, monströsen Logik folgt, greifen Cristin Wendt und Ronja Büscher in "Message" wieder auf: Im Zuge der Klimakatastrophe erschuf die Menschheit die künstliche Intelligenz KIEM. Sie sollte den technischen Wandel zugunsten des Klimas steuern. Und fing umgehend und gründlich damit an, den Planeten von all dem zu befreien, was ihm schadete: den Menschen. Schauplatz dieses Abenteuers ist nicht der Mond, sondern die entvölkerte Erde. Der Soldat Avarus bewegt sich durch diese lebensfeindliche Umgebung wie ein Astronaut, abhängig von seinem Anzug und der störungsanfälligen Verbindung zu seiner unterirdischen Basis, gejagt von (mit beeindruckender Präzision gezeichneten) Maschinen, die KIEM hinterlassen hat. Seine Welt gerät ins Wanken, als er eine Nachricht von seinem älteren Bruder Victor erhält, der vor Jahren bei einem Einsatz ums Leben kam. Cristin Wendts Stil ist eine eigenwillige Fusion aus klassischem westlichem Comic und Manga. Sie erzählt nahezu filmisch. Actionszenen, in denen ein Panel eine Sekunde bedeuten könnte, wechseln sich mit Weitwinkelaufnahmen der toten Landschaft ab. Die Erzählung wird zunächst von schmutzigkalten Grau-, Grün- und Blautönen dominiert, dann von der Farbe getrockneten Blutes. Der Kontrast zwischen der kühlen Präzision technischer Zeichnungen und dem Body Horror, der dann folgt, ist so reizvoll wie furchterregend. Noch wissen wir wenig über diese kalte Zukunft. Der zweite Band der Reihe, "Disconnect", erscheint im März 2020, weitere drei Bände sind in Planung.
(ed)