Der Schneesturm
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 8.99 €
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Rezension
Kafkas "Landarzt" ist das nicht. Wie schön. Zwar wird auch Platon Iljitsch Garins berühmter Vorgänger fast vom Schnee aufgehalten, bevor er zum (unrettbar) Kranken eilen kann. Doch die Reise, zu der Kafkas nörgelnder Protagonist 1917 schließlich aufbrach, war vorbei, bevor sie begonnen hatte. Sorokin formt den Hausarzt zum Seuchenspezialisten. Seine "Vakzine" sollen die Zombieepidemie im Nachbardorf stoppen. Doch wird sich Garins Reise mit dem impotenten Kutscher-cum-Brothändler über den kompletten Text hinstrecken. Mit dem von 50 rebhuhnkleinen Pferden angetriebenen Schlitten des Kutschers Krächz erleben die beiden alsbald den ersten Unfall im magischen Wald. Wo sie im Schneesturm wieder und wieder verunglücken werden. Wobei sie merkwürdige Leute treffen, Alkohol und Pyramidendrogen konsumieren. Im Stil einer russischen Novelle des 19. Jahrhunderts entfalten sich strenge Hierarchien ebenso wie der unfeine Charakter des Arztes. Der im Drogenrausch träumt, zur Strafe in einem Ölkessel gekocht zu werden. Die düsteren Parabelstoffe werden durch die grotesken Einfälle mehr als ausbalanciert. Den Zwergpferdchen beim Arbeiten, Streiten und Schmusen mit dem Kutscher zusehen zu können vergoldet den "Schneesturm" zur überzeugenden Phantasmagorie.
(jv)Kurzbeschreibung
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