Die Unschuld der Dinge
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 34 €
Verlag: Hanser
Rezension
Nach dem Erhalt des Nobelpreises hätte der türkische Autor sich zurücklehnen und sich gelegentlich in Orient-Okzident-Diskussionen einbringen können. Stattdessen schenkte er der Welt einen Liebesroman: "Die Unschuld der Dinge" handelt von der unerfüllten Liebe des reichen Kemal Keskin zu seiner armen Cousine Füsun. Vor Sehnsucht vergehend, sammelt er alles, was er mit Füsun verbindet - Streichholzschachteln, Teegläser, Haarnadeln -, gründet ein Museum und stellt alle Fundstücke aus den Jahren 1975 bis 1984 in Vitrinen aus. Dieses "Museum der Unschuld" hat der Autor selbst tatsächlich dieses Jahr in dem Istanbuler Viertel Çukurcuma eröffnet. Nun erscheint der Katalog dazu, mit zahlreichen Fotos und Texten von Pamuk, die allesamt lesenswert sind. Humorvoll schildert er, wie sein Umfeld zunächst vermuten musste "er habe wohl eine Schraube locker", weil er die "echten" Gegenstände aus seinem Roman ausstellen wollte. Er wurde in Trödlerläden fündig, sogar bei eBay. Pamuk beschreibt seine heimliche Sammelleidenschaft als sublimen Genuss: "Löst man sich von dem Gedanken, man müsse andere an seinen Phantasiegebilden teilhaben lassen und sie davon überzeugen, kommt man in den Genuss schöpferischen Glücks."
(nt)