Elf Nächte und ein Tag
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Droschl
Rezension
Ein Leben wie ein Rausch, hitzig, schwankend, mäandernd zwischen kraftvollem Orange und melancholischem Blau – so war Theodor, das rätselhafte Gravitationszentrum in Christoph Dolgans zweitem Roman. Bis zu seinem Tod zieht er den Ich-Erzähler an. Doch als dieser wie ein Falter seine Lichtquelle verliert, bleibt Dunkelheit zurück. Um der Leere zu entfliehen, geht der Protagonist, der sich zunehmend in Erinnerungsschleifen verliert, jenen Plan an, den sein verstorbener Freund einstmals hegte: eine mögliche Reise nach Sankt Petersburg. Es ist ein Buch der Retrospektiven, an so ekstatische wie dekadente Tage, ein Buch, das von seiner wunderschönen Sprache lebt und in vielen Bezügen allen voran auf Dostojewski gekonnt mit dem Kanon spielt. Ohne Zweifel: Mit dem 1979 in Graz geborenen und studierten Germanisten ist ein veritabler Literat am Werk, der sich stark verausgabt in Details, Stimmungen und Wendungen. Gleichwohl fehlt es seinem Text an einem langen Atem. Denn neben bisweilen zu verkrampft geschliffenen Formulierungen macht die durchweg depressive Stimmung die Lektüre zu einer leidlich ermüdenden Angelegenheit. Mehr Leichtigkeit, mehr innere Spannung hätte dem Roman gutgetan.
(hay)