Kanns nicht und wills nicht
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 23 €
Verlag: Droschl
Rezension
Ein Beschwerdebrief über das Foto, das auf einer Packung Tiefkühlerbsen abgedruckt ist, gehört zu den Höhepunkten dieses Storybandes von Lydia Davis. Es ist ein scheinbar banaler Ausgangspunkt: Die Briefeschreiberin glaubt, dass die Erbsen auf dem Bild nicht gut genug abgelichtet sind, da die Farbe nicht annähernd die Realität widerspiegelt. Ihr Brief mündet dann in einer detaillierten Beschreibung der verschiedensten Tiefkühlerbsenfarben und besticht durch eine absurde, sonderbare und schrullige Komik, die auf die genaue Beobachtungs- und Sprachgabe der Verfasserin hinweist. Lydia Davis hat Beschwerdebriefe als literarische Form perfektioniert, in ihnen offenbart sich ihr genauer, sehr eigener Blick, der zu erstaunlichen Rückschlüssen führt. Dabei enthält "Kanns nicht und wills nicht" Traum-Geschichten, Episoden von Flaubert und Beobachtungen von alltäglichen Begebenheiten, die dank des Davis-Blicks zu überraschenden Offenbarungen führen. So wird aus einem möglichen Teppichverkauf eine Geschichte über die Unentschlossenheit. Manche mögen sagen, diese Sätze und kurzen Passagen seien keine Geschichten, aber Lydia Davis schert sich nicht um Konventionen. Mitunter ist der Ton trauriger und düsterer geworden, aber er fügt sich ein in diesen besonderen Stil.
(sh)