Metropol
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 24 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Acht Jahre nach dem Bestseller „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ begegnen wir Charlotte in Moskau wieder. Eugen Ruge schreibt seine persönliche Familiensaga fort, indem er ihren Anfang ergründet. Ruges Großmutter Charlotte und ihr zweiter Mann Wilhelm sind vor den Nazis in die Sowjetunion geflohen, sie arbeiten beim Nachrichtendienst Kommitern. Im Sommer 1936 liest Charlotte, dass ein guter Bekannter von ihr auf der Liste des ersten öffentlichen Prozesses gegen die Volksfeinde steht. Als sie pflichttreu ihrem Vorgesetzten davon berichtet, erhält das Paar kurze Zeit später die Anweisung, seine Wohnung zu räumen. Ihnen wird ein Zimmer im Hotel Metropol zugewiesen. Irritiert, aber beeindruckt von dem Glanz des prächtigen Jugendstil-Hotels, beziehen sie das Zimmer und warten. Tage, Wochen, Monate. Es ist eine bleierne Zeit der Ungewissheit, die sich in blanken Horror verwandelt, als immer mehr ihrer Kollegen ins Hotel „einziehen“ und nach und nach verschwinden. Ruge erzählt durch Introspektiven Charlottes ergänzt von zwei weiteren Perspektiven aus dem Dunstkreis von Stalins Machtzirkel. Die im Buch abgedruckte Kaderakte von Charlotte ist das Fundament dieses Romans, der zeigt, wie der politische Terror die Grundfesten der Mitmenschlichkeit erschütterte.
Schmerzhaft real: Ruge erzählt auf den Spuren seiner Großmutter Charlotte von den Stalinschen Säuberungen.