Samuel Johnson ist ungehalten
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Droschl
Rezension
Alle Texte sind immer zu lang. Wer schon einmal etwas redigiert hat, weiß das. Für Texte von Lydia Davis gilt das nicht. Diese spröden, klugen, oft witzigen, oft verstörenden, sich ins Groteske drehenden Miniaturen enthalten keine überflüssigen Wörter. Sie zu übersetzen muss Millimeterarbeit sein. Eine der Kurzgeschichten, "A Mown Lawn", ist so sehr Sprachspiel, dass Klaus Hoffer sie als "Mond-Land" nachdichtete und einen völlig anderen Text erzeugte. Den er übrigens zurückübersetzte und dem englischen Original in einem Nachwort gegenüberstellt. Das ist erfreulich wie eine dieser kleinen Szenen, die im Kino manchmal nach dem Abspann kommen. Die Zugabe ist verdient, schließlich musste das deutsche Publikum auf die Übersetzung dieser Texte 16 Jahre warten. "Wir kennen nur vier langweilige Leute. Alle übrigen Freunde finden wir interessant. Aber die meisten Freunde, die wir interessant finden, finden uns langweilig; die Interessantesten finden uns am allerlangweiligsten." Lydia Davis schreibt über eigenartige Sozialgefüge, über Ehepaare in getrennten Schlafzimmern und Schwestern, "nicht mehr jung", im selben Bett, über miteinander verheiratete siamesische Zwillinge und das Leben Marie Curies.
(ed)