Schoßgebete
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 16.99 €
Verlag: Piper
Rezension
Genauso hatte man das erwartet. Nahtlos knüpft Charlotte Roche an ihren Skandalerfolg "Feuchtgebiete" an. Schon nach fünf Wörtern fällt das Wörtchen "Sex", und die detailversessenen Schilderungen, die dann folgen, sind zwar derbe, vulgär und explizit, aber weder pornografisch noch erotisch, sondern stinklangweilig. Man darf bei Roche aber davon ausgehen, dass sie das bewusst so arrangiert, um alles Körperliche gründlich zu entweihen. In "Schoßgebete" provoziert sie jedoch weit darüber hinaus. Mit ihrer Rolle als Mutter setzt sich Ich-Erzählerin Elizabeth, die allein in die Therapie und mit ihrem Mann in den Puff geht, ebenso flapsig auseinander wie mit "Scheiß Christen" oder Alice Schwarzer. Den Grund für die Therapie packt Roche in die Mitte des Romans. Sie hat das selbst so erlebt: den Autounfall, bei dem ihre drei Brüder sterben; den Kampf gegen die Bild-Zeitung, die das Drama ausschlachtet und im Buch "Druck-Zeitung" heißt. Auf diesen Seiten ändert sich der Ton, wird ernst, zutiefst moralisch. Man ahnt, dass die vorlaute, sexbesessene Göre nur Show ist: Schoßgebete als Ersatz für den verlorenen Glauben an Gott und die Menschheit. Über diese Ahnung reicht der sprachlich triviale Roman am Ende aber leider nicht hinaus.
(smv)